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Offener Brief 2 an Prinz Mangosuthu Buthelezi

8.10.2020

Sehr geehrter Prince Buthelezi,

ich freue mich sehr über Ihre Antwort, muss aber ein paar Dinge richtig stellen, die Ihre Mitarbeiter falsch recherchiert haben. 

  1. Warum sind Sie so vorsichtig, die Tatsache zu verheimlichen, dass Sie mehrere Jahre lang ein Führer von KwaSizabantu waren? Es scheint, dass Sie von KwaSizabantu so angetan waren, dass Sie, nachdem Sie (wie Sie behaupten) mit Reverend Stegen über die kleinen Gehirne und die schlechten Haare der Schwarzen gelacht hatten, persönlich eine Zweigstelle von KwaSizabantu in Deutschland eröffnet haben. Wenn Sie Zeuge einer solchen moralischen Fragwürdigkeit in der Mission waren, warum wurden Sie dann so eifrig ein Teil davon?

Lieber Prince Buthelezi, zuerst: Ich lache nicht über solche dumme Bemerkungen wie die von  Herrn Stegen, dazu war sie zu widerlich und menschenverachtend.

Aber ich muss Ihnen sagen: Ihre Mitarbeiter haben schlecht recherchiert.

Denn ich war kein „Leader“ in KSB. Die eifrigen KSB-Oberen haben mich nur bei vielen Sitzungen und Treffen in Europa (manchmal auch in Südafrika) dabei sein lassen, vielleicht weil ich für sie wichtig war  und sie glaubten, mich irgendwann gut gebrauchen zu können – wie einen Politiker, der für sie spricht.  Ich war zweimal bei einer Gründungssitzung der damaligen Organisation Christians for Truth dabei und fiel durch die Bemerkung negativ auf, dass eine Gruppe, die sich „… für die Wahrheit“ nennt bereits auf dem Weg der Lüge ist. Aber ich war weder ein „leader“, noch habe ich irgendeine Zweigstellen von KwaSizabantu in Europa eröffnet, gegründet  oder gar geleitet.

Solche Informationen können Sie übrigens nur in den vergangenen Tagen, nämlich  seit Sonntag, dem 4. Oktober erhalten haben. Bis dahin kannten Sie mich nämlich nicht. Und woher haben Sie die Informationen? Natürlich – Sie können sie nur von KwaSizabantu erhalten haben, von niemandem auf dieser Welt sonst. Mitten in dem Hurrican über  KwaSizabantu, der  die Fundamente des Vertrauens von dieser zwielichtigen Mission niederreißt, übernehmen Sie vertrauensvoll deren Informationen. KwaSizabantu ging fälschlicherweise davon aus, dass ich ein Teil davon war – aber ich lese aus Ihrem Brief, dass Sie ein Teil KwaSizabantus sind!

  1. Das widerlegt Ihr ganzes Argument, dass Sie KwaSizabantu besser kennen als ich, weil Sie innerhalb von “zwei Tagen” seine wahre Natur aufgedeckt hatten, während ich offenbar von Tausenden von Kongressabgeordneten über vierzig Jahre hinweg belogen wurde, ohne es zu merken.

Vielleicht kenne ich KwaSizabantu tatsächlich besser als Sie, weil ich besser hinschaue. Ich war sogar bei manchen ihrer Sitzungen und Treffen dabei, die immer merkwürdiger wurden, immer deutliche Merkmale einer Diktatur zeigten. So sehr, dass ich irgendwann im großen Kreis böse Blicke erntete als ich empfahl einmal sehr genau darauf zu achten, ob es da nicht schon Strukturen einer Sekte gebe. Es war auf eine gewisse Art faszinierend: Du sitzt inmitten einer Gruppe die dich an die Blindheit,  die Radikalität und an die Selbsterhöhung der Nazis erinnert! Da bleibst du als Journalist so lange, bis du alle deine Mosaiksteine zusammen hast. Und als ich sie hatte,  habe ich in Deutschland auf den Knopf gedrückt, um zu sehen was geschieht: Ich habe KwaSizabantu vor allen Leuten als das bezeichnet was es ist: eine Diktatur. Und dann habe ich gesehen, wie kopflos, wie dumm und unchristlich sie sich verhielten und exakt die gleiche Strategie anwendeten wie jetzt auch: Die Gegner einschüchtern, verfluchen, schlecht über sie reden, jeden Angriff als Lüge abtun und so weiter. Und dann habe ich begonnen zu schreiben.

  1. Wie Sie selbst dem Reformatorischen Dagblad im Jahr 2001 sagten: “Niemand wird in den wenigen Wochen, in denen er die Mission besucht, die Wahrheit herausfinden… Es dauert Jahre, um das System wirklich zu verstehen.” Aber dann ändern Sie Ihr Argument. Nachdem Sie zuerst zugestimmt haben, dass ich nie Anlass hatte, die biblischen Lehren, das Motiv oder den Dienst in KwaSizabantu in Frage zu stellen – weil man mir angeblich Sand in die Augen gestreut hat – behaupten Sie dann, dass ich die ganze Zeit von angeblichem Missbrauch in der Mission wusste.

Natürlich braucht es lange, um das System KwaSizabantu richtig zu verstehen. Aber es hilft, wenn man es verstehen will. Ich hatte sehr schnell, nach drei Tagen, erste Zweifel. Sie, Prince Buthelezi scheinen bis heute keine zu haben. Und ich schrieb Ihnen:“ Nein, lieber Prince Butheletzi, Sie haben nicht weggeschaut – sie haben nicht hingeschaut! Haben Sie nicht deswegen sogar einen Anteil an Mitschuld an all dem Elend?“ Sir, in meinen Augen haben Sie eine Mitschuld!  Sie haben nach den Vorwürfen, die im Jahr 2000 öffentlich wurden, nichts dafür getan, dass sich die Verhältnisse auf KwaSizabantu ändern. Mit Ihrer Prominenz und ihrem Einfluss hätten sie es tun können. Sie taten es nicht!

  1. Ihr Beweis, der sich selbst widerspricht, sind meine eigenen Worte aus dem Jahr 2001, zitiert in The Natal Witness, wo ich sagte, ich wüsste nichts von Jungfräulichkeitstests oder Schlägen, die in der Mission stattfinden… Ich bin nie über solche Dinge informiert worden”.

Sehr geehrter Prince Buthelezi, mein Beweis widerspricht sich eben nicht,  Sie lassen das Wichtigste einfach weg, Zitat Natal Witness: Er sagte jedoch, beides gehöre zur Zulu-Tradition. Sir, das ist eine entschuldigende Bemerkung die deutlich macht, dass Sie in den Tagen im Jahr 2000 die Dramatik auf KwaSizabantu nicht zur Kenntnis nehmen wollten, die jedermann durch die Veröffentlichung der Ev. Allianz Südafrikas sehen musste. Es scheint Ihnen egal gewesen zu sein, sonst hätten Sie gehandelt.

  • Lassen Sie mich das klarstellen. Wenn jemand mit Missbrauchsvorwürfen zu mir gekommen wäre, hätte ich ihn gedrängt, zur Polizei zu gehen. Ich kann nicht verstehen, warum Sie als ein Führer von KwaSizabantu keinen Fall eröffnet haben, damit die Dinge, die Sie für falsch hielten, untersucht werden konnten. Warum erheben Sie erst jetzt aus der Distanz Anschuldigungen?

Prince Buthelezi, es ist schön, wenn Sie Menschen empfohlen hätten zur Polizei zu gehen, wenn sie Ihnen über Missetaten KwaSizabantus berichtet hätten. Aber es gibt Opfer die genau das versucht haben und zur Kenntnis nehmen mussten, dass die Polizei in der Umgebung mit KwaSizabantu offenbar unter einer Decke steckte und nichts zur Aufklärung getan hat. Sie kennen das Problem genau, Sie waren mal Regierungsmitglied!

  1. Dennoch ist niemand, der Anschuldigungen gegen KwaSizabantu erhebt, zur Polizei gegangen. Um die Wahrheit aufzudecken, hat KwaSizabantu selbst offizielle Ermittlungen eingeleitet, indem es eine Anklage wegen krimineller Verleumdung erhoben hat. Für mich zeigt das ihre Offenheit, befragt zu werden.

KwaSizabantu hat im Jahr 2000 nicht einmal mit  namhaften Kirchenvertretern, also Brüdern im Glauben, über dieselben Vorwürfe sprechen wollen wie sie heute vorgebracht werden. Alle hatten gehofft, das autoritäre, grausame, verborgene System der brutalen Machtausübung, der  Gewalt und der Manipulation unter Geschwistern irgendwie reformieren und durch Gespräche  zur Vernunft bringen zu können. Denn  Christen sollen nicht vor Gericht miteinander streiten. Aber KwaSizabantu erstattet Strafanzeige gegen Menschen, die ihnen Vorwürfe machen. Ich denke, jeder Betrachter der Szenerie sollte jetzt, auch nach der lausigen Vorstellung von KwaSizabantu vor der CRL-Kommission, erkennen, dass für diese Mission nichts anderes gilt als er selbst. Sie zeugt weder von Demut und Respekt vor den (möglichen) Opfern noch vor einer ehrenhaften Staatskommission und der Öffentlichkeit. Selbst Sie, den ich immer als ehrenwerten und äußerst vernünftigen Politiker wahrgenommen habe, werden das Verhalten von KwaSizabantu, weder als Christ noch als Bürger Ihres Landes, nicht als ein Modell der Offenheit beschreiben können.

Ich grüße Sie mit dem Vers Epheser 5, 10-12

Prüft, was dem Herrn gefällt, 11 und habt keine Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis; deckt sie vielmehr auf. 12 Denn was von ihnen im Verborgenen getan wird, auch nur davon zu sprechen, ist schändlich. 13 Aber all das wird offenbar werden, wenn sie vom Licht aufgedeckt werden.

Hochachtungsvoll

Ihr

Jens Nissen