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Damit haben wir nichts zu tun

Die Leitungen der Ex-KSB-Gemeinden in Deutschland und Europa haben ein Problem mit ihrer Vergangenheit

Bei Manfred Weber in der Rübenmühle zu Wendelsheim in Rheinhessen ist es schon seit Jahren so. Wo immer er in freien evangelischen Gemeinden der Umgebung auftaucht, reagiert er auf Fragen nach der Nähe seines „Christlichen Lebenszentrum e.V.”  zur südafrikanischen „Mission Kwasizabantu“ auf die gleiche Weise. „Er sagt immer, er hat damit nichts zu tun“, erinnern Christen aus Gensingen, Gau-Odernheim oder Alzey die Antworten Webers. Dass er seit den 80er Jahren sehr eng mit der Missionsbewegung Erlo Stegens verbunden ist, Stegen höchstselbst seinen Sohn Heinfred in Wendelsheim getraut hat und Weber für Predigten oder seine Kindersommerfreizeiten immer wieder gerne Personal der Sekte nutzt, macht deutlich, dass Weber es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Dass Weber einst Geld in das Diamantedesaster der Mission investiert hatte und sogar  nicht mit der Mission verbundene Leute aus Rheinhessen zur Investition ermuntert hatte – manche verloren dabei sechsstellige Summen –  lässt erkennen: Weber und die Rübenmühle waren bis jetzt sozusagen ein Teil von Kwasizabantu.

Die Spuren zu Kwasizabantu versuchen  inzwischen auch andere Mitglieder aus   Kwasizabantu-Gemeinden zumindest in Deutschland zu verwischen. Schon schwirren Leute aus der Ex-KSB-Zentrale Schwäbisch-Gmünd-Lindach aus und verbreiten wenige Tage nach der Loslösung von der Sektenmission dasselbe wie Weber: „Wir haben doch damit nichts zu tun“. Es ist der Versuch  sich aus dem Dunstkreis der Mission zu befreien, deren Leitung in Südafrika nun in einem Sumpf krimineller Machenschaften versinkt der  zum Fall für die Staatsanwaltschaft wird. Es ist aber auch der Versuch sich aus der Verantwortung dafür herauszustehlen, dass die KSB-Gemeinden in Deutschland  nicht auf eine kritische Distanz zur Mission in Südafrika gegangen sind, als es schon lange notwendig wurde.

  „Wir haben damit nichts zu tun“, richtig: An den kriminellen Machenschaften in Südafrika sind sie nicht beteiligt – aber sie haben das Abgleiten der Missionsspitze in kriminelle Abenteuer nicht sehen wollen und tragen deshalb eine Mitverantwortung dafür, dass sie und ihre Gemeindeglieder nun in dem Ruf stehen, Teil einer höchst obskuren, nun kriminell gewordenen Sekte gewesen zu sein,. Denn die europäischen Gemeindeleitungen hatten Anlässe genug zur Skepsis gegenüber den Südafrikanern. Allein schon das  für jeden erkennbar abenteuerliche Verhalten der Missionsleitung aus KwaZulu Natal in finanziellen Angelegenheiten  wären Grund genug gewesen wach zu werden und statt grenzenlos zu vertrauen an den richtigen Stellen einmal zu kontrollieren und nachzuprüfen.  Aber ihr blindes Vertrauen führte auch dazu, die Afrikaner zu immer krasseren Methoden zu ermutigen, um an Geld zu kommen. 

Längst hätte auffallen müssen, dass die Spendensammlungen für Kwasizabantu stets ohne Quittung ausgehändigt wurden,  kofferweise gingen Riesensummen an  – ja, wohin und an wen gingen sie? Niemand von den ach so weisen Gemeindeleitern in Europa wusste es, niemand wollte es wissen. Sie vertrauten blind. Die Schriftenmission von Dr. Kurt Koch brachte ungeheure Summen in die europäischen Kassen Kwasizabantus – was damit später angestellt wurde, keiner erfuhr es, niemand  wollte es konkret wissen.

Das  Millionendesaster mit der Diamantenmine in den 90er Jahren war dann der schlagende   Beweis dafür, dass es eine viel zu große Nähe von Mission auf der einen und Geschäft auf der anderen Seite gegeben hat. Verantwortungsvolle Gemeindeleiter erheben bei solch erkennbarer Nähe  ihre mahnende Stimme – im Gegenteil, die Gemeindeleiter der KSB-Gemeinden lockten in privaten Gesprächen eher noch ihre Schäfchen, sich an solchen  abenteuerlichen Geschäften zu beteiligen. Heraus kamen immense Verluste für jeden, der darauf hereinfiel. Für Erlo und Friedel Stegen sowie ihr Gefolge war die grenzenlose Naivität der Europäer geradezu eine  Einladung selbst auf persönlicher Ebene an Geld   kommen zu wollen – und sie  genierten sich nicht um Kredite zu abenteuerlichen Konditionen zu betteln oder großzügigste Geldgeschenke anzunehmen. Und das, obwohl die Spender mitunter selbst wenig betucht oder sogar  selbst bedürftig waren. 

Reinhild H. etwa überwies Lydia Dube,   Besitzerin eines riesigen südafrikanischen  Spar-Ladens, jahrelang jeden Monat einen Geldbetrag,  Hilda K. gab Zehntausende von Mark und Euro sowie ihren 300er Mercedes Kombi für die Mission, Margret B. nahm einen Kredit auf, um die üppigen Reisekosten des Kwasizabantu-Chors aus Afrika zu bezahlen, der   fast 80 000 Mark Hotel- und Fahrtkosten auf einer Visite in Europa verursacht hatte. Sie zahlte den Kredit jahrelang ab. Die deutschen KSB-Anhänger schauten zu ihren Gurus auf und gaben was sie hatten, mitunter sogar weit mehr – kein Mensch aus den Gemeindeleitungen hatte jemals zur Vorsicht gemahnt. Die Regeln über das Tragen von Hosen oder Röcken ohne Schlitz, verkündet ausschließlich von Männern,  waren wichtiger.

Völlig hemmungslos gingen Erlo Stegen und andere zu Werke, wenn ihnen der Sinn nach Barem stand. Stegen selbst    besorgte sich einen Kredit über 120  000 Mark  bei Frau S. für 16 Prozent Zinsen und ließ ihn und über 90 000 Mark  Zinsen von den dummen Schäfchen aus Deutschland zurückbezahlen. Fano Sibisi, der Präsident vom damaligen politischen Arm von Kwasizabantu, Christians for truth (Christen für die Wahrheit) , lieh sich in Deutschland privat 40 000 Mark, zahlte in mehreren Jahren nur 5000 Mark zurück und stellte dann die Zahlungen ganz ein – bis Erlo Stegen auf Druck einiger KSB-Aussteiger dafür sorgte, dass die Schulden bezahlt wurden. Währenddessen musste sich Bruder Friedel Stegen immer wieder mit Forderungen der  beim Diamantendeal enttäuschten Ex-Anhänger herumschlagen. Mal gab er hier Zehntausnede in bar (und in kleinen Scheinen was auf die Herkunft aus Spendengeld hinwies) oder er ging vor  Gericht   mal wieder einen Vergleich ein und erklärte sich zur Zahlung von mehreren zehntausend Euro bereit.  

Die Gemeindeleitungen in Deutschland, der Schweiz, Frankreich und Holland  wachten schließlich immer noch nicht auf, als die Sache mit der Entführung Lydia Dubes ruchbar wurde. Spätestens nachdem Dube erst die Beteiligung an ihrer eigenen Entführung geleugnet, später jedoch zugegeben hatte, nachdem Dube erst von der Mission gewiesen wurde und später wieder in ihre privilegierte Position zurückkehrte, hätten wache Gemeindeleitungen Verdacht schöpfen müssen. Eine kriminelle Frau in der Leitung der Mission – wieso DAS?     Fragen, etwa die des deutschen Leiters Georg Grau, wurden, wenn überhaupt, stets nur an Erlo oder Friedel Stegen gerichtet, genau die Missionsleiter, die schon dem Gemeindeleiter in Tugela Ferry, Barney Mabaso , bei dem Versuch haben auflaufen lassen, Licht in die kriminelle Affäre zu bringen. Die dünnen Antworten reichten für die „Zweigstellenleiter“ in Europa immer aus, sie vertrauten weiter blind und guckten, wie immer,  nicht genauer hin.  Und  die Gemeindemitglieder wurden dumm gehalten – Informationen gab es nicht.

Inzwischen ist bekannt, dass es auf Kwasizabantu in Südafrika seit 2003 keine Rechnungsprüfung mehr gegeben hat, auch hier stellt sich die Frage, warum die ehemaligen Hauptfinanziers der Mission aus Europa nie  Einsicht in die Bücher haben wollten. Sie hätten berechtigte Interessen gehabt, hatten sie doch die ökonomische Infrastruktur der Mission weitestgehend finanziert. Nun weiß man, dass riesige Geldsummen, inzwischen sind es 142 Millionen Rand, von der Mission an dubiose Empfänger gingen , aber  niemand weiß, wer die tatsächlichen Nutznießer sind.

 Eine gesunde Skepsis, ein gesunder Menschenverstand, ein gesundes Verantwortungsbewusstsein der europäischen Gemeindeleitungen hätten ausgereicht, um jene Distanz zwischen die KSB-Gemeinden in Europa und die Zentrale in Afrika zu bringen, die nötig gewesen wäre, um heute mit Stolz sagen zu können: „Damit haben wir nichts zu tun“.   Die Entwicklung von der angeblich so christlichen Mission zu einer dubiosen, wenn nicht kriminellen Vereinigung  war fließend   – aber man konnte sie erkennen. Die KSB-Gemeinden in Europa haben Jahrzehnte zur Mission Kwasizabantu gehört, ihr Absprung kam aufgrund der Hörigkeit ihrer Leiter viele Jahre zu spät. 

„Ich habe damit nichts zu tun“, sagt Manfred Weber aus der Rübenmühle, dem „Christlichen Lebenszentrum e.V“ in Wendelsheim immer, wenn er von draußen auf die Nähe seines Vereins zur Mission Kwasizabantu angesprochen wird. Das stimmt genauso wenig wie es stimmt, dass die restlichen KSB-Gemeinden nichts mit Kwasizabantu zu tun haben. Bei Manfred Weber aber kann man es sogar noch auf der Webseite der Rübenmühle erkennen, dass nicht stimmt was er sagt. Unter Programmankündigungen steht noch immer der Hinweis auf einen Gast, der öfter mal reinschaut in die Mühle. Ein alter Freund aus Kwasizabantu nämlich, Peter Töpfer, jener ehemalige Hamburger Zuhälter, der erst kürzlich als einer der Leiter der KSB-Zweigstelle Druwald abgesetzt wurde, weil er weiter Erlo Stegen folgen will.  Faschingsfreizeit , steht da, Familienfreizeit mit Peter Töpfer 01.03.2019 -05.03.2019.

 Wenn das da steht, dass ein Kwasizabantu-Prediger in der Rübenmühle predigt –  was bedeutet dann: „Damit“, also mit Kwasizabantu „ habe ich nichts zu tun“?