Friedel Stegen bekennt Verfehlungen und bittet um Verzeihung.
Für den Leiter der (ehemaligen) Kwasizabantu-Zweigstelle Deutschland, Georg Grau, ist er „mein geistlicher Vater“. Für alle anderen war er der liebe „Onkel“ aus Südafrika, der bewunderte, weltgewandte „Mann Gottes“, der ihnen „das Evangelium der Erweckung“ brachte. Derselbe „Onkel“ aber, Friedel Stegen, der mal in sanftem, mal mit bestimmtem Ton die kleinsten Sünden seiner Schäfchen brandmarkte und ihnen mit dem Verlust des ewigen Lebens im Himmel drohte, der sie in der Seelsorge zum Bekennen der winzigsten Verfehlungen in ihrem Leben oder die kleinsten Verstöße gegen die Regeln der Sekte drängte, hatte es selbst faustdick hinter den Ohren.
In der geradezu pathologischen Verehrung des geschäftstüchtigen „Missionars“, der diverse Supermärkte, Farmen und Immobilien sein eigen nannte, hoben seine Fans Stegen derart in den Himmel, dass er geradezu gottgleich schien. Grau selbst schrieb die Sätze: „Nie hätte ich es so weit kommen lassen dürfen, dass mein geistiger Vater, (es sollte wohl geistlicher Vater heißen) Onkel Friedel so schändlich behandelt wurde. Es geht ja nicht nur um eine Person, sondern um einen Mann Gottes, der sein leben für uns Deutsche hingegeben hat und hingibt. Deshalb finde ich die Ausfälle als eine direkte Rebellion gegen Gott und unseren Herrn Jesus Christus. Bei Mose, den Propheten, bei Jesus und den Jüngern meinten die Menschen auch, sie gingen gegen Menschen und waren sich nicht bewusst, dass sie ganz gegen Gott gingen.“
Ganz abgesehen davon, dass Jesus Christus es war, der sein Leben für die Menschen hingegeben hat, also auch für „uns Deutsche“, und nicht Friedel Stegen – Kritik an Stegen als Rebellion gegen Gott zu bezeichnen, ist psychopathisch.
Dem „geistlichen Vater“ fiel nun im Alter von über 90 Jahren im Januar 2020 plötzlich ein, dass er selbst wenig als Vorbild taugt und er in seinem Leben öfter mal Gott einen guten Mann sein ließ. In einer Mail an die Leiter der ihm nach wie vor treu ergebenen Ex-KSB-Gemeinden in Europa bat er im Januar 2020 wegen Ehebruchs um Verzeihung.
Freunde
Vor circa 25 Jahren bin ich in Sünde gefallen. Ich habe mich mit eine jungen Frau eingelassen. Bin dann zu meinem Seelsorger und habe alles bekannt, auch bei Ihr habe ich mich entshuldigt. Ich habe Buβe getan, und es nie wieder getan.
Weil es jetzt, nach al diesen Jahren wieder eine Sache gemacht wird, bitte ich Euch, als Leiter der Gemeinden mir zu verzeihen. Für mich, hatte ich Frieden und Vergebung durch die Gnade des Blutes Jesu.
Die Bibel lehrt mir wenn wir unser Sünde bekennen, ist Er treu und gerecht uns zu vergeben. Er wirft sie in die Tiefen des Meeres wo niemand sie herausholen kann. Aber scheinbar fühlen andere da anders drübe.
Gottes Segen
Friedel Stegen
Das Geständnis schlug in den Ex-KSB-Kreisen in Europa wie eine Bombe ein – der Onkel aus Südafrika war ein Sünder? Ein normaler Mensch?
Das öffentliche Geständnis war nicht ganz freiwillig – sondern den aktuellen Verwerfungen auf der Mission Kwasizabantu geschuldet. Dort wissen viele Vieles über viele. Auch über sexuelle Verfehlungen, über die doch so gerne und bei jeder Predigt gesprochen wurde. Und bevor im Eifer der Gefechte der „Gruppe Friedel“ gegen die „Gruppe Erlo/Lydia Dube“ Kenntnisse über Verfehlungen an die große Glocke gehängt werden konnten, kam Friedel Stegen seinen Gegnern zuvor.
In Südafrika laufen jedoch überall Recherchen über die Mission Kwasizabantu – Behörden ermitteln, Journalisten von Zeitungen und TV stellen Erkundigungen an, ehemalige KSB-Gänger tauschen Informationen aus. Und da kommt eins zum andern. Dabei wurde auch bekannt, dass Stegens Satz in der Mail, Ich habe Buβe getan, und es nie wieder getan, nicht so ganz stimmt.
Als der wiederum nun erfuhr, dass seine Eskapaden nicht mehr geheim zu halten waren, entschloss er sich dazu, reinen Tisch zu machen so gut er noch kann.
Physisch nicht mehr in der Lage selbst einen Brief zu schreiben, diktierte er ihn seiner Frau Rita, die per Hand notierte. Wie demütigend muss es gewesen sein, in ihrem hohen Alter den Satz des Ehemannes niederschreiben zu müssen: „Wo der Herr mir gezeigt hat, dass ich gegenüber Frauen gesündigt habe, konnte ich es vor Gott, in Gegenwart eines Seelsorgers bereinigen – auch mit den Betroffenen“. Frauengeschichten, nicht nur eine oder zwei, mitunter über Jahre hinweg, das nämlich ist ein Teil der Bilanz des Lebens des „Missionars“ Friedel Stegen.
Immerhin, der Brief ging nach Europa, nun war es endlich heraus, nun hatte er klar gestellt, dass er eben nicht gottgleich sondern ein höchst normaler und den Verlockungen der so oft gebrandmarkten Sünde erlegener Mensch ist und war.
Dass sein Bewunderer Georg Grau in alter Vasallentreue beim Verlesen des Geständnisses vor seiner Gemeinde in Schwäbisch Gmünd-Lindach eine kleine Fälschung nach dem Motto vornahm, was nicht sein darf, das nicht sein kann, ist nicht Friedel Stegen anzulasten: Aus „…dass ich gegenüber Frauen gesündigt habe“ machte Grau laut Augenzeugen „…dass ich gegenüber Personen gesündigt habe“.
Hier der Wortlaut des Schreibens:
Liebe Geschwister, Ich danke dem Herrn für diese Zeit wo ich mich prüfen konnte und möchte mich entschuldigen für folgende Sachen.
Ich habe mich von den verkehrten Sachen in der Mission distanziert, aber wo ich schuldig geworden bin, tut es mir aufrecht leid.
Wo ich das geglaubt habe was mir erzählt wurde von Mitarbeitern, die weg suind, und dann böse über die geredet habe, verzeiht mir bitte.
Ich hab blindlings meinem Bruder gefolgt und unterlassen es zu prüfen. Einfach geglaubt es wäre schon bei Gott vorbei gegangen.
Da waren Zeiten wo ich nicht in göttliche Liebe mit Menschen umgegangen bin. Habe sie verletzt mit hartes Reden und Handeln. Bitte vergibt mir. Auch die, wo ich gefragt wurde sie zu schicken, ohne Berechtigung.
Wo der Herr mir gezeigt hat dass ich gegenüber Frauen gesündigt habe, konnte ich es vor Gott, in Gegenwart eines Seelsorgers bereinigen – auch mit den Betroffenen. Wo aber jetzt, nach vielen Jahren diese Sachen in die Öffentlichkeit gekommen sind, möchte ich mich auch bei euch allen entschuldigen. Verzeiht mir bitte.
Vieles habe ich erst jetzt erfahren was auf der Mission alles geschah. Ich war mit vielem nicht im Bilde. Es hat uns wirklich schockiert!
Als ich fühlte was mit dem Geld geschah, habe ich gewarnt, aber es ging weiter. Da habe ich für eine Untersuchung gefragt. Es ist jetzt in höhere Instanz und wir können nur hoffen, dass mal etwas geschieht.
Wo irgendjemand etwas weiß dass ich mich nicht persönlich entschuldigt habe, möchte ich es in Ordnung bringen.
Mein ganzes Sehnen ist mit Gott und Menschen in Ordnung zu sein und meine letzten Tage hier auf Erden mit Ihm , dem Herrn Jesus zu verbringen.
Liebe Grüße , Friedel
Wir wollen diesen Brief nicht weiter kommentieren, seine Schwachstellen, das Fehlende oder das Wünschenswerte anmahnen. Ein Teil der Bilanz des Lebens des „Missionars“ Friedel Stegen ist auf den Seiten von KSB-alert geschildert. Nach etwa 60 Jahren Tätigkeit für die Mission Kwasizabantu mit all ihren Verstrickungen, absurden Praktiken, mit all ihrer Menschenverachtung, ihren Lügen und ihren sadistischen Regeln, bleibt gegen Ende eines Lebens ein solcher Brief des Bedauerns. Er wird für sehr viele Menschen zu wenig sein, ihre Wunden nicht heilen können. Wir hoffen aber für sie, dass sie den Versuch Stegens anerkennen mögen, vergeben und Frieden finden können
Dafür, dass der Brief nicht nur seinem Fanclub bekannt wird sondern auch denen, die unter Kwasizabantu und ihm litten und oftmals über Jahre hinweg traumatisiert waren oder es noch sind, wollen nun wir sorgen, die wir seit zwei Jahrzehnten über die Praktiken der „Mission“ geschrieben und aufgeklärt haben.
Jene, die in Europa noch immer in der Verantwortung für den Rest der Sekte stehen, an deren abstrusen Praktiken immer begeistert beteiligt waren und sind, haben das Ringen um die Wahrheiten hinter den Kulissen anderen überlassen. Nun überlassen sie ihnen auch noch, die Bitte ihres „geistlichen Vaters“ um Vergebung an die Geschädigten weiterzureichen.