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🇿🇦 Wem hilft hier ein Kompromiss?

Die CRL-Kommission will reden, die KSB-Geschädigten eher nicht.

Es gibt ein altes Sprichwort aus dem römischen Recht, das die Unvorhersehbarkeit und Unsicherheit betont, denen Menschen sowohl in Gerichtsverfahren als auch auf See ausgesetzt sind. Es lautet: „Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand“. Davon können nun fünf Kläger vor dem Obersten Gericht der Provinz Gauteng ein Lied singen, die seit Jahren im Clinch mit der CRL-Kommission liegen. Sie hatten nach endlosem Hin und Her versucht, mit einer Klage die Prüfung und Aufhebung eines Untersuchungsberichtes der Kommission zu erreichen, in dem die Vorwürfe wegen des serienmäßigen Missbrauchs in der Mission KwaSizabantu bewertet werden sollten. Das Gericht hat jedoch ihren Antrag zurückgewiesen. Der Richter nannte verfahrensrechtliche Gründe für die Ablehnung der Klage: die fünf Zeugen hätten keine Klagebefugnis gehabt.

Einer der Mitkläger, Martin Frische, ein Bischof im Ruhestand, der vor über 20 Jahren an der Einberufung einer Gruppe weltweit und lokal anerkannter christlicher Führer beteiligt war, um schon damals aufgetauchte Vorwürfe gegen KwaSizabantu zu untersuchen, widersprach dem Richter. Er sei schließlich als Zeuge von der CRL-Kommission vorgeladen worden, was ihn dann auch berechtige, den Bericht anzufechten. „Mehrere der Kläger waren Opfer von KSB (KwaSizabantu), die vor der CRL-Kommission ausgesagt haben, sodass ihnen die Klagebefugnis zusteht. Es ist für mich völlig unverständlich, warum dies vom Gericht nicht berücksichtigt wurde“, sagte Frische.

Ein Blick zurück: Zu Beginn der chaotisch geführten Untersuchungen hatte Kommissionschef Prof. Mosoma noch vollmundig angekündigt, die Vorfälle auf der Mission aufzuklären, dann aber ließen er und seine Leute die zum Teil bis heute traumatisierten Opfer der Mission links liegen. Der Abschlussbericht war dann nur ein unsortierter Haufen Papier. Alles, was darin mit den Vorfällen auf KSB zu tun hatte, war die Aufforderung an die Mission, sich bei ihren Opfern zu entschuldigen – „für den Schaden, den sie durch die Praktiken der Mission verursacht haben könnte“. Nochmal: „…den sie verursacht haben könnte“ ,Konjunktiv! Die dramatischen Aussagen der zahlreichen Missbrauchsopfer bei den Anhörungen fanden in dem Bericht überhaupt kein Echo. Der Report am Ende des Verfahrens war eine Verhöhnung der Misshandelten.

Aus Sicht all jener, die endlich gerne wüssten, wie eine seriöse staatliche Einordnung der sektenhaften Methoden der umstrittenen Mission KwaSizabantu, der seit nunmehr 25 Jahren zahlreich bezeugten schweren körperlichen und seelischen Misshandlungen lauten würde, ist es ein Kampf gegen Windmühlen. Ist es da ein Lichtblick wenn die neue Vorsitzende der CRL-Kommission, Thoko Mkhwanazi-Xaluva nach der Niederlage der Kläger vor Gericht ihr Gesprächsangebot an sie erneuert? Trotz des Gerichtsurteils sei die Tür für einen Dialog offen, sagte sie in einer Pressekonferenz. News 24 zitierte die Vorsitzende so: „Wir sind nicht unbedingt mit dem Bericht verheiratet. Wenn Sie (die Kläger/die Zeugen) ein Problem mit dem Bericht haben, lassen Sie uns schauen, was die Probleme sind. Wir haben ein Angebot gemacht, um einen Mittelweg in Bezug auf den Bericht zu finden”. Im Februar hatte Mkhwanazi-Xaluva noch davon gesprochen, das ganze Verfahren noch einmal neu zu eröffnen, was von Zeugen gegen die Mission unter Hinweis auf die emotionalen Belastungen abgelehnt wurde.

Immerhin gibt es jetzt ein Gesprächsangebot! Aber offenbar geht es der Kommission nicht in erster Linie um das Schicksal der Missbrauchsopfer KwaSizabantus als vielmehr um Gesichtswahrung ihrer selbst. Denn die neue CRL-Vorsitzende hatte schon bei ihrem Amtsantritt ihren Vorgänger kritisiert und damit bestätigt, dass die Kommission unter Prof. Mosoma schlampig gearbeitet, sich eitel in Szene gesetzt und ein nicht ernst zu nehmendes Ergebnis präsentiert hatte. Sie distanzierte sich sehr deutlich von der Vorgehensweise der Kommission unter ihrem Vorgänger Mosoma: „Wenn ich sage, dass 1985 etwas passiert ist, dann sollten wir uns auf das konzentrieren was damals geschah und nicht auf das, was heute geschieht. Da gibt es eine Lücke, die gefüllt werden muss.“ Und:„Wir können nicht leugnen, dass sich die Opfer verletzt fühlen, weil sie von der Kommission so behandelt wurden.“ Wie kann die Kommission angesichts solch kritischer Worte jetzt einen „Mittelweg“ anstreben, also einen Kompromiss bei der Bewertung des umstrittenen Abschlussberichtes? Ein „Mittelweg“ könnte nur der CRL-Kommission helfen und dazu dienen, eine inhaltliche Verurteilung der skandalös schlechten Arbeit ihrer Vorgänger zu umgehen oder abzuschwächen. Außerdem könnte Skandalmission KwaSizabantu dann in Ruhe weitermachen lassen als sei nichts gewesen. Für die zahlreichen in der Mission Misshandelten wäre das eine Katastrophe nach der Katastrophe. Ein Lichtblick sieht anders aus.

Die Gegenseite geht nun in Revision, begibt sich also erneut auf hohe See, siehe oben. Die Forderung steht: der Bericht muss weg! News 24 zitiert Erika Bornman, eine der Zeugen gegen die Mission KwaSizabantu, so: „Wir haben der CRL mitgeteilt, dass wir bereit sind, uns mit ihnen zusammenzusetzen und mit ihnen zu reden, aber wir können das nicht tun, solange sie an dem fehlerhaften Bericht festhalten. Geben Sie zu, dass der Bericht fehlerhaft ist, und sagen Sie, dass Sie ihn zurückziehen werden. Warum sollten Sie daran festhalten?“ Ob angesichts solcher Maximalforderungen ein Gespräch zwischen beiden Parteien zustande kommen wird?

Das gesamte Verfahren wird sich also weiter in die Länge ziehen, ein strahlender Sieg der Kläger vor Gericht ist jedoch eher unwahrscheinlich. In Gesprächen zweier Kontrahenten könnten zwar Kompromisslösungen gefunden werden. Aber Prügel, psychische Gewalt und sexuelle Nötigung bleiben was sie sind: schwerer Missbrauch. Eine Verfassungsinstitution der Republik Südafrika kann nicht vortäuschen, derartige Vergehen gegen die Menschenwürde auf einer Mission aufklären zu wollen und sie dann nicht beim Namen zu nennen. Was hilft den Opfern der Mission KwaSizabantu angesichts ihrer entsetzlichen Erlebnisse ein Kompromiss? Zudem mit einer Institution, die der Kette ihrer Leiden ein weiteres Glied hinzugefügt hat?