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Junge Mädchen – „fette Kühe“

Ein Prediger aus KwaSizabantu, Dietmar Joosten, hat während einer Sonntagspredigt in einer Art Tobsuchtsanfall junge Mädchen pauschal als “fette Kühe” bezeichnet, sie generell für ihre Kleidung kritisiert und sie übel beschimpft, weil sie angeblich „viel von sich halten“. Seine Aussagen gipfelten in der Feststellung: „Ihr werdet nicht nur selbst sterben, sondern auch alle, alle um dich herum, die dich ansehen und dich anziehend finden…“. Damit schafft es der wütende Amateurprediger in die Schlagzeilen bei News 24. Die CRL-Kommission sollte darüber nachdenken, ob das noch unter „Religionsfreiheit“ abgehakt werden kann.

Einen besseren Beweis für die nach wie vor menschenverachtende Lehre der Mission KwaSizabantu konnte niemand erbringen – außer die Mission selbst. Bei einem der nicht sehr seltenen Tobsuchtsanfälle am Pult der Verkündigungshalle auf der Mission KwaSizabantu rastete diesmal an einem Sonntag Dietmar Joosten sowohl in Form als auch Inhalt völlig aus. Er schrie wüste Beschimpfungen in den Saal, die deutlich nur ein Ziel verfolgten: junge Frauen, Mädchen, Teenager in Grund und Boden zu predigen. Ihnen Schuldbewusstsein aufzuerlegen, weil sie weiblich sind und allein deswegen Männer pauschal zur Sünde veranlassen.

„Das fasziniert mich. Sie vergessen, nach hinten zu schauen, weil … hinten ist es auch so viel größer. Es ist so viel plumper, wenn man wackelt, wackelt, wackelt. Man sieht sich selbst nicht. Ich spreche mit dir!”, schrie er. “Du wackelst wie eine Ente! Und du hältst viel von dir selbst.” „Sie sind betört von der Sünde und von ihrem eigenen Ich”, schimpfte Joosten. „Und Sie sehen nicht, dass Sie wie eine alte, fette Kuh aussehen. Ich muss es sagen. Weil du dich manchmal für toll hältst – aber ich finde das nicht”, sagte er.

„Du verzauberst nicht nur dich selbst, Mädchen, sondern auch jeden, der dich ansieht, dessen Herz nicht rein ist… Ihr werdet nicht nur selbst sterben, sondern auch alle, alle um dich herum, die dich ansehen und von dir angezogen werden. Und darf ich sagen, dass ich vielleicht falsch liege: ein reines Mädchen zieht andere nicht an. Es kann sein, vielleicht der Teufel kann es benutzen, aber so spürt man ein Mädchen, das sauber und rein ist… hier”, sagte er, und deutete auf seinen Kopf.

Nun weiß inzwischen die halbe Welt, dass intellektueller sowie spiritueller Schiffbruch auf der Mission KwaSizabantu zum Alltag gehören, der Ausraster von Dietmar Joosten allerdings ist womöglich geeignet, die ganze Mission in noch schwerere See zu führen. Denn obwohl die Aufsichtsbehörde für religiöse Gemeinschaften in Südafrika, die CRL-Kommission, in ihrem Berichtsentwurf davon spricht, dass die Lehre der Mission KwaSizabantu unter die Rubrik „Religionsfreiheit“ fällt, könnte die Tirade Joostens sehr wohl als Missachtung grundlegender Menschenrechte interpretiert werden. Die Tatsache, dass News24 umfangreich über den Vorfall berichtet und das ganze Land mal wieder über KwaSizabantu den Kopf schütteln wird, macht es der Mission nicht leichter, die schweren Vorwürfe über massenhaften Missbrauch aller Art abzuschütteln. Aber auch die CRL-Kommission wird sich schwer tun, die nun von Dietmar Joosten so frei offenbarte KSB-Weltanschauung als bedeutungslos für das gesamte Verfahren hinzustellen. Das aktuelle Beispiel für die – kann es überhaupt so genannt werden? – „theologische“ Entgleisung zeigt überdeutlich, wie vergiftet der religiöse Background der Mission ist und dass die permanenten Attacken auf Selbstwertgefühl und Psyche der jungen Menschen im Umfeld der Mission gestoppt werden müssen. Das alles ist absolut nicht mehr unter „Religionsfreiheit“ abzuhaken.

Eine, die selbst viel zu lange unter diesen Anschlägen auf die Seele gelitten hat, ist Erika Bornman. Sie nannte Joostens „Predigt“ eine “Hetzrede” und fügte in News 24hinzu, dass diese weit von dem entfernt sei was man an einem Ort der Anbetung erwarten würde. News 24 zitiert sie so: „Anstatt Liebe, Verständnis und Akzeptanz zu fördern, beschloss er Jugendliche zu beleidigen und herabzusetzen, indem er erniedrigende Metaphern und eine entwürdigende Sprache verwendet. Das beschädigt ihr Selbstwertgefühl und ihre Selbstachtung und verschlimmert genau die Probleme, die wir in der Gesellschaft zu bekämpfen versuchen.“ Bornman sagte, sie sei zutiefst beunruhigt, dass junge Mädchen einer solch schädlichen Rhetorik ausgesetzt seien. „Sein Versuch, den Mädchen die Schuld dafür zu geben, dass sie die Männer, die sie ansehen, angeblich ‘betören’, ist nicht nur frauenfeindlich sondern auch eine gefährliche Fortführung der Opferbeschuldigung“. Bornman, die einst von einem leitenden KSB-Mitarbeiter sexuell missbraucht wurde, sagte, dass Joostens Predigten sie an ihre eigenen Erfahrungen erinnerten, als sie in KwaSizabantu aufgewachsen sei, einem Ort, den sie nach wie vor als “feindliche Umgebung für Kinder” sieht.

News 24 zitiert eine weitere Frau, deren Aussage genau das belegt, was Hetzjagden wie die von Dietmar Joosten zu bewirken imstande sind. Sarah Schricker : „Ich wurde von KSB gelehrt, dass ich, weil ich als Frau geboren wurde, standardmäßig eine wandelnde Versuchung war, die direkt aus der Hölle geschickt wurde, um Männer in die Irre zu führen. Mir wurde das Gefühl vermittelt, dass es meine Schuld war, wenn Männer mich sexuell belästigten und missbrauchten”, so das ehemalige Mitglied gegenüber News24. „Egal wie sehr ich mich bemühte, bescheiden zu sein und zu gehen, ohne mich ‘zu sehr zu bewegen’, wurde ich dazu gebracht, mich für meinen Körper und mein Frausein zu schämen, wegen dem, was Männer wie Dietmar sagten. Mir wurde das Gefühl gegeben, dass es meine Schuld war, wenn sie mich als Objekt betrachteten, wenn sie ihre frauenfeindliche, missbräuchliche Einstellungen und Verhaltensweisen zum Ausdruck brachten.”

Nicht nur ehemalige KSB-Opfer übten scharfe Kritik an dem Auftritt Joostens. Professorin Juliana Claassens von der theologischen Fakultät der Universität Stellenbosch nannte Joostens Attacke in News 24 eine „schockierende Predigt”, die negative und schädliche Theologie enthalte. Sie beinhalte negative Körperbilder durch Fat Shaming und fördere eine “sehr beunruhigende Haltung durch die Verbindung von Frauen und Sünde durch Sexualisierung und die Darstellung von Frauen als Ursache von Leiden“.

Ziemlich sprachlos war einmal mehr die Mission KwaSizabantu. Gegenüber News 24 hieß es, Joostens Worte “müssen im Kontext seiner gesamten Predigt und den langjährigen Lehren der Mission über das Verhalten von Männern und Frauen gesehen werden, die andere zur sexuellen Sünde verführen oder verleiten”. Der zitierte Abschnitt des Dienstes erwecke einen “verzerrten und falschen Eindruck”, da er sich auf das Verhalten eines bestimmten Geschlechts konzentriere, so die Stellungnahme.