Schwere Vorwürfe gegen Kwa Sizabantu: Schüler regelmäßig verprügelt
K r a n s k o p (idea) – Heftige Vorwürfe werden derzeit in südafrikanischen Medien gegen das evangelische Glaubens- und Missionszentrum Kwa Sizabantu (Kranskop/Natal) erhoben. An der Schule auf dem Missionsgelände seien Kinder wegen geringster Vergehen brutal geprügelt worden. Wer sich nicht bedingungslos der Führung von Missionsleiter Erlo Stegen unterwerfe, müsse das Werk verlassen. Angehörigen werde der Kontakt zu ausgeschlossenen Mitglieder verboten. Außerdem soll das Missionswerk während der Zeit der Apartheid die Sicherheitskräfte der weißen Regierung unterstützt haben. Missionsleiter Erlo Stegen bestreitet die Vorwürfe. Das Missionswerk Kwa Sizabantu hat weltweit rund 40.000 Anhänger, darunter etwa 1.000 in Deutschland und 600 in der Schweiz.
Junger Mann von 80 Frauen verdroschen
Angefangen haben die Enthüllungen im Januar, als Ex-Schülerin Erika Joubert in der Frauenzeitschrift “Femina” (Kapstadt) und in der Tageszeitung “Natal Witness” (Pietermaritzburg) darüber berichtete, wie während ihrer Schulzeit in Kwa Sizbantu Kinder regelmäßig verprügelt wurden. Daraufhin meldeten sich nach Angaben des “Witness” Dutzende von Männern und Frauen, die selbst unter den Erziehungsmethoden gelitten hätten. Als Schlaggeräte seien Schläuche verwendet worden. Prügel habe es vor allem gegeben, wenn sich Jungen und Mädchen Briefe geschrieben oder angerufen hätten oder wenn sie händchenhaltend gesehen worden seien. Einmal sei ein junger Mann unter den Augen leitender Mitarbeiter von 80 Frauen verdroschen worden, weil er durch ihr Fenster geschaut habe. Berichtet wird auch, daß ein Vater auf der Missionsstation seinen Sohn totgeschlagen hat. Der Fall sei aber nie polizeilich untersucht worden.
Sündenbekenntnisse führten auf Spur von Anti-Apartheid-Aktivisten
Der Geheimdienst der weißen Regierung hatte nach Aussagen der Aussteiger großes Interesse an öffentlichen Sündenbekenntnissen, wie sie auf Kwa Sizabantu auch von Anti-Apartheid-Aktivisten abgelegt wurden. Solchen Bekenntnissen seien manchmal Verhöre gefolgt, die in einigen Fällen zur Verhaftung von Mitgliedern der Vereinigten Demokratischen Front (UDF) und des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) geführt hätten. Die Bekenntnisse seien an Colonel Tobie Vermaak in Greytown weitergeleitet worden. Als Gegenleistung seien in den achtziger Jahren Missionsreisen der Prediger und des Evangelisationschores von Kwa Sizabantu mit Geld und kostenlosem Transport in Militärmaschinen unterstützt worden.
Stegen: Prügelstrafe bereits 1994 abgeschafft
In einer schriftlichen Stellungnahme weist Missionsleiter Erlo Stegen die Vorwürfe im wesentlichen zurück. Die 1986 gegründete “Domino-Servite”-Schule habe körperliche Züchtigung 1994 abgeschafft – ein Jahr, bevor sie vom Staat verboten wurde. Schulleiterin Dorothy Newlands sagte in einem Zeitungsgespräch, bis 1994 habe es maximal sechs Stockhiebe gegeben, danach keine mehr. Die Schule genießt nach Aussagen der Verantwortlichen in Südafrika einen hervorragenden Ruf, die Jungen und Mädchen schlössen mit überdurchschnittlichen Ergebnissen ab. Zu den Verflechtungen mit der Apartheid-Regierung schreibt Stegen, man habe Einladungen, in Kasernen zu predigen, immer gerne angenommen und würde das auch tun, wenn US-Präsident Bill Clinton oder Lybiens Präsident Gaddafi sie aussprächen. Die Mission sei indessen politisch neutral und immer nichtrassistisch gewesen. Das Zusammenleben von Schwarzen und Weißen auf der Missionsstation habe für viele als “Modell für das Neue Südafrika” gegolten. Nach Stegens Ansicht richten sich die Angriffe in den Medien nicht nur gegen Kwa Sizabantu, sondern generell gegen Vertreter der christlichen Botschaft.
Deutscher Verein wehrt sich gegen Vorwurf, Aussteiger zu isolieren
In Deutschland gibt es Kwa-Sizabantu-Missionsvereine in Nordrhein-Westfalen, Norddeutschland und Süddeutschland. Wie der amtierende Leiter für den Süden, Georg Grau (Schwäbisch Gmünd), idea auf Anfrage mitteilte, sei ihm über die Vorwürfe gegen das Werk in Südafrika nichts bekannt. Er kenne Kwa Sizabantu seit 22 Jahren und vermute, daß die Vorwürfe gegen die Einrichtung “aus Neid und Mißgunst” von Ehemaligen erhoben werden. An der christlichen Privatschule in Lindach bei Schwäbisch Gmünd, die von Kwa-Sizabantu-Unterstützern gegründet wurde, sei körperliche Strafe absolut verboten. “Es kommt hier auch keiner auf die Idee zu schlagen – schließlich gibt es genügend andere pädagogische Mittel”, sagte Grau. Vorwürfe, Kritiker der Missionsleitung würden auch in deutschen Kwa-Sizabantu-Kreisen ausgegrenzt und zum Teil von ihren Familien isoliert, nannte Grau eine “böswillige Unterstellung”. Jeder Mensche brauche Korrektur; kritische Anmerkungen würden von Erlo Stegen und seinen Mitarbeitern dankbar angenommen.