Nach 23 Jahren ist www.ksb-alert.com endlich bestätigt worden
Heute reden wir mal von uns. Wir schreiben seit 23 Jahren für die Webseite ksb-alert, die 1999 von einem US-Amerikaner, einem Schwaben, einem Südafrikaner, einem Holländer und mir konzipiert und ins Netz gestellt wurde. Heute betreut und verantwortet eine Gruppe im mittleren Afrika die Webseite. Wir alle haben Erfahrungen mit der Mission „KwaSizabantu“ gesammelt und damals erkannt: das ist eine Sekte.
Bei mir kam das so:
Als Journalist im Urlaub nach Südafrika gereist, lernte ich ein paar Jahre vor Aktivierung der Webseite KSB kennen. Mir gefiel die Freundlichkeit der Menschen dort, ich war in einer anderen Welt in einem mir unbekannten Land, es war interessant und irgendwie faszinierend. Ich wurde mit meiner Frau zu meinem Erstaunen im schönen Haus des älteren Bruders vom Missionsleiter einquartiert, alles war gediegen, schönes Zimmer, nettes – schwarzes – Personal, dessen Unterwürfigkeit mir anfangs unangenehm war. Der Kontrast auf der Mission war enorm: Von heruntergekommenen Quartieren bis zu schönen, villenartigen Anwesen war alles vorhanden, vor dem Haus meines Gastgebers parkten drei BMW, 7er,5er, 3er.
Eines Abends wurde in der Andachtshalle ein Film gezeigt, in dem ein Motorradfahrer wegen seiner Sünde in die Hölle fuhr, nachdem er tödlich verunglückt war. Ein uralter Schinken, 50er Jahre, in Farbe. Die für die deutsche Ecke übersetzte Predigt war heftig und hinterließ bei mir das Rätsel, wie ein Christenmensch überhaupt in den Himmel kommen soll bei so einer Botschaft. Offenbar fragte sich das eine junge Frau auch, die mit traurigem Gesicht und sichtbar heftig bewegt von dem Gehörten, allein an einer Wand lehnte. Ich fragte sie, was los sei, und die junge Frau antwortete völlig resigniert: „Das schaffe ich niemals“.
„Die Schwarzen haben kleinere Gehirne…“
Es waren erst ein paar Tage vergangen, und ich begann Fragen zu sammeln. Etwa die, warum der Chef der Mission, Erlo Stegen, höchstselbst mich, einen Wildfremden, am dritten Tag meines Aufenthalts im Haus seines Bruders aufsuchte, während andere Besucher auch mal wochenlang auf einen Termin bei ihm warteten. Wir hatten ein freundliches Gespräch an dessen Ende er mich fragte, ob ich schon meine Sünden bekannt hatte. Ich hatte! Denn in der Kommunität Gnadenthal hatte ich ein halbes Jahr zuvor meine Lebensbeichte abgelegt und eine fulminante innere Befreiung dabei erlebt, als mir die Gnade bewusst wurde, die mir der Pfarrer dort im Namen Jesu zusprach und mich ihrer versicherte. Ich fragte mich auch, warum Erlo Stegen noch am selben Abend anrief und meine Frau und mich einlud, jetzt gleich mit in ihre Strandvilla zu fahren. Beim Frühstück am nächsten Morgen lagen wieder viele Fragezeichen in der Luft, als Stegen davon sprach, dass schwarze Menschen kleinere Gehirne haben als weiße, dass sie nicht mal richtige Häuser bauen könnten und dass Nelson Mandela ein Verbrecher sei. So, so: Schwarze haben kleinere Gehirne??? Und die zahlreichen einfachen Häuser überall in KwaZulu Natal, sind alle von Weißen gebaut worden??? Und Nelson Mandela….
Eigentlich war der Punkt schon erreicht um zu wissen, hier stimmt was nicht. Aber: Auf dem Weg zur Strandvilla waren wir noch zu einem Krankenhaus in Pietermaritzburg gefahren, in dem ein junger Schweizer nach übermäßigem Drogenkonsum mit schwerer Hepatitis im Koma lag. Ich fuhr mit Erlo Stegen in den vierten Stock und er fragte den deutschen Arzt nach den Überlebenschancen des Patienten. Der Doktor antwortete: „Nach menschlichem Ermessen überlebt er das nicht!“ Stegen bat, trotz Ansteckungsgefahr, in der Intensivstation bei dem Patienten für diesen beten zu dürfen, was der Arzt erlaubte. Zu meiner Fragensammlung kam dieses rätselhafte Vorkommnis: beim Frühstück im Strandhaus berichtete Erlo Stegen am nächsten Morgen, der junge Schweizer sei aus dem Koma erwacht, es gehe ihm besser. Innerhalb weniger Stunden von „Er überlebt das nicht“ bis „Er ist aufgewacht, es geht ihm besser“ – was war denn hier los? Ein Wunder, oder was? Zwei Wochen später saß der junge Mann sonntags in der Verkündigungshalle und lauschte der Predigt. Kann man Wunder recherchieren? Über Wunder berichten, dass sie real sind? Auch das waren Fragen.
Zurück auf der Mission las ich an einem Tag das Buch von Dr. Kurt Koch „Gott unter den Zulus“. Das schwärmerische Elaborat des einst hochgeachteten deutschen Pfarrers, war ohne jede Distanz geschrieben, reihte Wunder über Wunder aneinander und gab deutlich erkennbar fast nur das wieder, was dem Autor von den Missionsleitern von KwaSizabantu erzählt worden war. Es war Public Relations – ein Werbeprospekt für die Mission KwaSizabantu. Aber: War ich nicht gerade selbst Zeuge eines Wunders geworden?
Jede Menge Fragzeichen
Die Fragezeichen wurden größer, als wir eine Woche in einer Diamantenmine mit Friedel Stegen verbrachten, in der ein paar weiße Missionsmitarbeiter in gesetztem Alter an rostigen Gerätschaften herumbastelten, um sie wieder zum Laufen zu bringen. Ich erfuhr davon, dass viele Freunde der Mission, besonders in Europa, viele Aktien dieser Mine für viel Geld erworben hatten. Aber hier lief nichts, von Förderung von Diamanten konnte keine Rede sein. Was war das hier jetzt wieder? Eine Christliche Mission und eine Diamantenmine, Gemeindemitglieder als Aktionäre, rostige Geräte, die nicht funktionieren – wie passt das zusammen?
Wir verbrachten noch ein paar Tage in der Mission, da stellte mir Erlo Stegen am Rande einer Veranstaltung unter freiem Himmel einen „Kollegen“ vor, einen „einflussreichen Journalisten“, wie er sagte. Der „Kollege“ schien mir zu jung zu sein um mit dem Adjektiv „einflussreich“ beschrieben werden zu können. Er grüßte mich mit hektischer Gestik und offensichtlich leicht verunsichert. Nachgefragt, bei welcher Zeitung er denn sei, gab er an, für die Hanns-Seidel-Stiftung der bayerischen CSU in Südafrika zu arbeiten. Nähere Angaben unterließ er.
Ein halbes Jahr später traf ich auf einer Dienstreise in Südafrika den Leiter der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung. Als ich ihm über meine Begegnung mit dem jungen Mann von der Hanns-Seidel-Stiftung berichtete, fiel er fast in Ohnmacht und wiederholte dreimal, lautstark und offenbar total entsetzt: „Hochstapler…, Hochstapler…, Hochstapler!!!“ Der „einflussreiche Journalist“, wusste er, war ein Wichtigtuer Anfang 20, der angeblich beauftragt war, so etwas wie eine CSU-Landesgruppe in Südafrika zu gründen. Ein totaler Fake. Ich rief Friedel Stegen an, der sich für meine Warnung vor dem Hochstapler bedankte, aber noch Jahre auf die Possen des jungen Mannes hereinfiel. Wie konnten im Umgang mit Menschen erfahrene Missionare auf einen solchen Bub hereinfallen, ihm abnehmen, er sei eine wichtige Figur in einer deutschen Partei und habe großen Einfluss?
In Europa lernte ich unterdessen die „wichtigen“ Figuren der Freunde der Mission KwaSizabantu kennen. Die Freundlichkeit in den mit KwaSizabantu verbundenen Gruppen in Deutschland, der Schweiz, Frankreich und Holland war ebenso angenehm wie in Südafrika, die soziale Struktur ähnlich wie in der Gesamtgesellschaft, Wohlhabende, Normalos und kleinere Verhältnisse. Auffallend waren extrem konservative Kleidung, Jugendliche ohne Jeans, Frauen nie in Hosen, immer ohne Schmuck. Auffallend auch: ich wurde plötzlich überall dazu gerufen. Friedel Stegen hatte das veranlasst, die Gemeindeältesten akzeptierten ohne Widerspruch, und plötzlich war ich so etwas wie ein VIP. Einen Journalisten konnten sie wohl gut gebrauchen, für Publik Relations eventuell, oder um Zweifler zu beruhigen nach dem Motto: „Da ist ein Zeitungsjournalist, der wäre doch nicht hier, wenn hier was nicht stimmen würde“. Meine gelegentlichen inhaltlichen Einwände bei gewissen Anlässen schienen ihnen allerdings nur originell zu sein, sie wurden aber nicht beachtet. Beispiel: „Einen Verein mit dem Namen „Christen für die Wahrheit“ zu gründen ist riskant, weil wir selbst nicht immer die Wahrheit haben, da kriegen sie euch irgendwann dran!“….Gelächter, amüsiertes Kopfschütteln, Gründung mit dem Namen beschlossen, nächster Punkt. Später erfuhr ich: In Südafrika gab es den Club mit eben diesem Namen bereits, da wird dann in Europa nicht drüber diskutiert sondern beschlossen.
Denkschablonen
Meine Frau und ich lebten am Rande der deutschen Gemeinden ein selbständiges Leben ohne die KSB-Gesetze, besuchten jedoch immer wieder KSB-Freizeiten, um Zeit mit befreundeten Gemeindemitgliedern zu verbringen. Der Inhalt der Predigten dort war immer der Gleiche. In Deutschland, der Schweiz, in Frankreich, Holland – Immer enger, immer mehr Verhaltensforderungen, ständig Kleiderordnungen, immer mehr zum Thema Sexualität und „Reinheit vor der Ehe“. Zunehmend zu bemerken war, dass Jung und Alt Denkschablonen und Regeln verpasst wurden, von denen abzuweichen mit Risiken verbunden war. Eltern sollten sich von ihren Kindern und Kinder sich von ihren Eltern trennen, wenn diese die Gemeinderegeln nicht einhalten, Gemeindeausschluss, öffentliche Denunziation, alles war möglich. Auf meine Frage an Erlo Stegen, was solche Radikalität denn bewirken soll, antwortete er nur: „Wir müssen radikaler sein als die Muslime“. Warum? Keine Antwort. Bei einer Zusammenkunft der Leiter der nun den Namen der Missionszentrale „KwaSizabantu“ tragenden Gemeinden in Deutschland warb ich dafür darüber nachzudenken, ob sich hier nicht Sektenstrukturen entwickeln. Antwort: „Ja, sollten wir tun. Nächster Punkt….“.
Und dann geschah es: Ein Sohn des KSB-Chefs Deutschland war mit einer Jeans bekleidet gesehen worden, eine Tochter des Missionars hatte mit ihrem zukünftigen Ehemann ein Gespräch ohne Aufsicht geführt. Nun war Schicht im Schacht. Der deutsche Missionschef wurde mit aktiver Hilfe seines Stellvertreters massiv unter Druck gesetzt, sich deswegen öffentlich von seinen Kindern zu distanzieren und sich von ihnen zu trennen. Aus dem Leiterkreis wurden Mitglieder aufgefordert Briefe an den Missionschef zu schreiben und Druck zu machen. Ein anderer Sohn, der auf der Mission in Südafrika arbeitete, hatte inzwischen in einem Kreis von Vertrauten über unhaltbare Zustände in der Missionszentrale berichtet und über die Art des Umgangs mit seiner Person geklagt. Als der heutige Leiter der Freien Evangelischen Gemeinschaft Lindach diesem Missionsmitarbeiter bei einem Aufenthalt in Deutschland vorhielt, verbotswidrig mit anderen Personen über seine Beobachtungen und Probleme gesprochen zu haben, war endgültig klar: KwaSizabantu ist eine Sekte. Nach ein paar Sitzungen, in denen wir, eine Handvoll Leute, ergebnislos versuchten klar zu machen dass das ganze Missionsgebäude inhaltlich, theologisch, ideologisch und bisweilen auch strafrechtlich völlig schief steht, packten wir unsere Sachen und gingen.
Nun begann der noch viel interessantere Teil meiner KSB-Geschichte. Zu beobachten, mit welchen Methoden ich aus der Gemeinschaft aussortiert wurde, der Versuch, eine Spaltung zwischen meine Frau und mich zu bringen, wie KSB-Gänger plötzlich die Straßenseite wechselten wenn sie mich in der Stadt erkannten – von so etwas hatte ich über Sekten schon gelesen, aber die Erfahrung noch nicht selbst gemacht. Jedes neue Erlebnis mit KwaSizabantu-Anhängern bestätigte die Richtigkeit der Feststellung, dass es sich um eine Sekte handelte. Plötzlich rief der junge Berliner aus Südafrika nicht mehr an um meinen wöchentlichen Beitrag für Radio Khwezi abzufragen. Bei einem spontanen Besuch in einem Nachbardorf wurde ich von sonst äußerst lebhaften KSBlern angeschwiegen, ein Ehepaar verließ bei meinem Eintreten sogar den Raum. Immer häufiger uns zugetragen, wie man über die „Abtrünnigen“, die nun „in die Welt“ gegangen und die Erweckung verlassen hätten, redete. Die Predigten in der Sekte nahmen an Schärfe zu, nun, im Jahr 1999 ging es um die „Feinde der Erweckung“, die „Gott verlassen“ hätten, zu denen man keinen Kontakt mehr haben dürfe. „Wer KSB verlässt, dessen Gott ist der Teufel”, hieß es wörtlich. Die Kollers, Läderachs, Mannharts, Vosers, Morgers und andere hörten zu und waren fest entschlossen: Führer befiehl, wir folgen.
„Diener des Satans“
Und dann kam www.ksb-alert.com, die Webseite, auf der jeder Aussteiger eingeladen war, seine Geschichte mit KSB zu erzählen. Auf der Dokumente aus dem Innenleben der Sekte plötzlich für alle Welt sichtbar wurden. Auf der die Lehren und Gebräuche, die Theologie und die abstrusen Regeln offengelegt wurden. Erlo und Friedel Stegen arbeiteten sich nun in Predigten an der Webseite und ihren Betreibern ab, denn sie mussten befürchten, dass die Geheimnisse ihres menschenverachtenden Imperiums scheibchenweise ans Licht kommen. Ein Schwiegersohn Friedel Stegens, der die Mission verlassen hatte, war einer der ersten Schreiber auf der Seite. Er bekannte seine Schuld an den Praktiken bei der Zusammenarbeit der Mission mit dem südafrikanischen Geheimdienst zu Zeiten der Apartheid. Nach Jahrzehnten der Geheimhaltung, nach endloser Zeit ohne jede Widerrede waren die großen KSB-Missionare angesichts der Wucht des plötzlichen Gegenwindes hilflos vor Wut. Insbesondere Erlo Stegen schrie in den Gemeindeversammlungen in der Schweiz, Deutschland und Holland vom Pult in die Säle und verfluchte mich als „Diener des Satans“. Niemand, kein Mensch in den KSB-Gemeinden Schweiz, Deutschland oder anderswo sagte ein Wort dazu. Für sie alle stand fest: so etwas, das konnte nur vom Teufel kommen.
Die Lektüre der Webseite wurde den Gemeindemitgliedern nun strengstens untersagt. Linientreue KSB-Anhänger versuchten das anfänglich vorhandene Forum der Seite mit allerhand Tricks unbrauchbar zu machen, im Forum selbst probierten KSB-Anhänger, die Kritik an KSB zu widerlegen. Sogar mit einem Prozess in Deutschland versuchten die Sektenführer, das Projekt zu stoppen, vergeblich. Aber von nun an begann das Reich der Stegens zu bröckeln. In Südafrika verfasste die Ev. Allianz ein vielbeachtetes Papier über Missbrauchspraktiken in der Mission, die Gemeinde in Tugela Ferry trennte sich von KSB, in Deutschland gingen rund 120 Mitglieder von der Fahne. Die Presse begann sich für KwaSizabantu zu interessieren, Erika Bornmanns erschütternde Geschichte erschien in einem Magazin in Südafrika, Weltanschauungsbeauftrage der Kirchen fragten bei ksb-alert über KSB und seine Organisationen nach, Idea rief an und schrieb viel beachtete Berichte – von nun an waren Erlo Stegen und KSB in der Defensive.
Nicht unerwähnt bleiben soll die Tatsache, dass sich viele Menschen an unsere Webseite gewandt haben, um im direkten Gespräch Zusatzinformationen zu erhalten, mit denen sie dann ihnen Nahestehende vor der Sekte warnten. Plötzliche Abreisen und Abschiede auf der Mission in KwaZulu Natal waren mehrmals das Ergebnis von direkten Kontakten zwischen Fragestellern und ksb-alert. Auch aus der Schweiz meldeten sich immer wieder Aussteiger und berichteten, was sie auf dem Hof Oberkirch erlebt hatten. Dies, veranlasste uns 1999, die Kantonsbehörden St. Gallen über die Vorgänge in Schule und Gemeinde auf dem Hof Oberkirch mit Mails und Telefonaten mit einem Dr. Arta zu informieren. Die Beinahe-Schließung der Internatsschule damals hat uns ermutigt – endlich geschah etwas gegen dieses furchtbare System.
Wahrheit oder alles Lüge?
Nun, 23 Jahre danach, liegt der Abschlussbericht der Anwaltskanzlei Capt Zollinger auf dem Tisch. Die Feststellungen der Psychologen und die zusammenfassende Bewertung der Praktiken in der Mission KwaSizabantu Schweiz durch die Anwaltskanzlei beweisen die grundsätzliche Richtigkeit der kritischen Anmerkungen und Schilderungen von ksb-alert.com seit 1999. Das von Erlo Stegen und seinen Jüngern verfluchte „Teufelswerk“ war ein Versuch, der Wahrheit zu ihrem Recht zu verhelfen. Dieser Versuch ist gelungen und hat dafür eine sehr späte, aber eine kompetente Bestätigung erhalten. Darüber freuen und bedanken wir uns. KSB-Führer haben immer betont, es sei alles Lüge auf der Webseite.
Wir wären nicht www.ksb-alert.com , wenn wir nicht darauf hinweisen würden, dass da noch etwas zu klären wäre in dem Drama um KSB-Schule und Gemeinde in Kaltbrunn. Der Abschlussbericht von Capt Zollinger nämlich stellt an einer Stelle eine sehr interessante Frage, deren Beantwortung höchst spannend sein könnte. Nämlich, „weshalb das System Kwasizabantu Schweiz trotz massiver Grenzverletzungen in der Vergangenheit noch bis Sommer 2019 aufrecht erhalten blieb und sich keine der noch heute oder jedenfalls bis vor kurzem Verantwortlichen der Gemeinde und der Schule zur Wehr gesetzt haben?“ Die Entschuldigungsschreiben der ehemals zum Leitungsteam gehörenden Personen geben keinen Aufschluss darüber. Und die Frage ist auch mit den Hinweis nicht beantwortet, man „habe sich zu schnell mit einfachen Antworten und Erklärungen zufrieden gegeben“, wie etwa Ex-KSB-Präsident Jürg Läderach in seinem Entschuldigungsschreiben ausführte. Oder mit der Erklärung Walter Mannharts, man habe „zu lange gewartet“. Die Frage ist doch: Wen und was haben sie gefragt, und worauf oder womit haben sie denn eigentlich „gewartet“ und warum? Und welche Antworten haben sie auf welche Fragen bekommen?
Und nun auch noch der Staatsanwalt
Fest steht: sie haben alles gewusst. Und sie hatten alle Informationen, um alle „einfachen Antworten“ zu widerlegen. Die Sektenführer in ganz Europa haben die Webseite ksb-alert immer wieder gelesen. Immer wieder informierten uns in der Schweiz Gemeindemitglieder in Kaltbrunn darüber, wann in Gottesdiensten besonders laut über das Teufelswerk im Internet geschimpft wurde: immer dann, wenn es dort etwas Neues gab. Die Wahrheit hinter dem Versteckspiel um zu einfach beantwortete Fragen ist die: sie wollten, dass es ist wie es ist. Und sie wollten, dass es so bleibt. Sie wollten zeigen, dass der „höhere Weg“ der Mission KwaSizabantu, ein autoritäres System, das Beste für die Welt ist. Das hatten ihnen die Gurus aus Südafrika immer wieder eingebläut und sie hatten es verinnerlicht und festgehalten bis es nicht mehr ging. Das Ergebnis: Traumatisierte Menschen, viel Leid, zerstörte Leben, ein total ruinierter Ruf – und nun betritt auch noch der Staatsanwalt die Szene.
Noch eine Bemerkung. Sie betonen immer wieder, dass es in KSB-Gemeinde und Domino-Servite-Schule nach 2002, also nach dem Rauswurf von Ex-KSB-Präsident Hans Koller, eigentlich alles gut war. War es nicht! Kostprobe gefällig? Die „Südostschweiz“, die heutige Linth-Zeitung, schrieb damals, am 13. Juli 2006:
„Man wird trainiert, wie man auf Fragen aus der Öffentlichkeit zu antworten hat», sagt Amstutz. Die Aussteigerin war langjähriges Mitglied von Kwasizabantu (KSB) und entschied sich nach intensiven Überlegungen, ihre Erlebnisse auf dem Hof Oberkirch publik zu machen.
„Ich habe keine Gehirnwäsche erlebt. Die Menschen auf Hof Oberkirch sind glücklich“, sagte Othmar Voser, Schulratsmitglied von Domino Servite, gestern gegenüber der „Südostschweiz“. Dem widerspricht Amstutz: „Das ganze System baut auf gegenseitiger Bespitzelung auf..“
Mann, Mann, Mann….“die Menschen auf dem Hof Oberkirch sind glücklich“….. Es ist atemberaubend, mit welchen Stories die Sektenführer immer wieder die Öffentlichkeit zu täuschen versucht haben.
Zum offiziellen Ende der Aufarbeitung der Katastrophe von Kaltbrunn bleibt festzustellen, dass irgendwie doch alles ist wie immer. Denn damals haben jene, die sich als „Verantwortliche“ in KwaSizabantu Schweiz bezeichneten, „sich zu schnell mit einfachen Antworten und Erklärungen zufrieden gegeben“. Das tun sie heute immer noch. Nur kommen diese „einfachen Antworten und Erklärungen“ jetzt von ihnen selbst.
Wir geben uns damit nicht zufrieden.
Jens Nissen