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KwaSizabantu und Christen für die Wahrheit: Eine Kurzbeschreibung

Hansjörg Hemminger / Annette Kick

Die südafrikanische KwaSizabantu – Mission entstand durch die Missionsarbeit der Familie Stegen unter den Zulu im ehemaligen Natal, heute KwaZulu. Der Name KwaSizabantu bedeutet “Ort der Hilfe für Menschen” und bestand schon vor der Mission als Flurname, er wurde von der Familie Stegen aufgegriffen. Die Familie kommt aus der Tradition der Hermannsburger Mission. Ab 1980 wurden von der Mission aus unabhängige Gemeinden in Europa gegründet, mit Schwerpunkt in Deutschland und der Schweiz. Heute leitet Erlo Stegen die südafrikanische Mission, sein älterer Bruder Friedel Stegen die Gemeinden in Europa.

Die deutsche Mitgliederzahl liegt bei etwa 1000, Träger der Gemeinden sind drei gemeinnützige Vereine. Der süddeutsche Verein hat seinen Sitz in Schwäbisch Gmünd – Lindach. Dort befindet sich auch der Versammlungssaal der größten deutschen Gemeinde und eine Privatschule mit Namen “Domino Servite”. Sie wird derzeit zur Grund- und Realschule ausgebaut. Die Schule gehört nicht zum Evangelischen Schulwerk in Württemberg, die Schülerschaft besteht zu etwa 60% aus Kindern der eigenen Gemeinschaft, zu etwa 40% aus Kindern anderer Konfession.

Zur Geschichte: Durch ihre Kooperation mit dem inzwischen verschwundenen Apartheid-Regime in Südafrika zog die KwaSizabantu-Mission früher heftige politische Kritik auf sich. Internen Rassismus versuchte die Mission jedoch zu vermeiden, ebenso wie die anderen Missionen westlicher Kirchen im damaligen Südafrika. Die Frömmigkeit der KwaSizabantu – Mission, auch der Gemeinden in Europa, ist bis heute konservativ gesetzlich geprägt. Die Bindung an einen persönlichen Seelsorger spielt im Alltag eine große Rolle; Seelsorger und Älteste werden mit “Onkel” angesprochen. Die soziale Struktur ist paternalistisch, bis hin zu autoritären Zügen. Man rechtfertigt dies damit, dass man den “hohen Standard” biblischer Moral erhalten müsse. Dadurch erhalten die Gemeinden in Europa jedoch bis heute die Theologie und Moral der früheren Hermannsburger Missionkultur, wie sie sich in der relativen Abgeschlossenheit in Südafrika ausformte.

Damit verbundene Denk- und Verhaltensweisen erzeugen in der modernen Gesellschaft Probleme. Dazu gehört der restriktive Umgang mit Beziehungen zwischen jungen Frauen und Männern, die sich vor der Ehe kaum allein treffen dürfen. Der Verdacht, Ehen würden von Seelsorgern arrangiert, wird allerdings zurück gewiesen. Es trifft jedoch zu, dass nicht der junge Mann selbst, der heiraten will, sondern sein Seelsorger um die Hand einer jungen Frau anhält. In Südafrika und in der Schweiz wurde der Gemeinschaft vorgeworfen, gegen Kinder und Jugendliche die Prügelstrafe zu propagieren und anzuwenden. Im Unterschied zur gleichnamigen Schule in der Schweiz gibt es jedoch keinen Hinweis darauf, dass es in Lindach bei “Domino Servite” zu körperlichen Züchtigungen kam.

Die Verantwortlichen versichern glaubwürdig, dass sich die Schule an das geltende Recht hält. Weniger klar sind allerdings die Äußerungen zur Gewalt in der familiären Erziehung. Überhaupt ist es aufgrund der Abgeschlossenheit der Gruppe nicht leicht, Einblick in deren Innenleben zu erhalten. Organisierte Beziehungen zu anderen christlichen Gemeinschaften gibt es nicht, bisher auch keine Mitarbeit bei der Evangelischen Allianz. Der Süddeutsche Verein gibt jedoch an, dies künftig ändern und die ökumenischen Beziehungen auf längere Sicht verbessern zu wollen.

“Christen für die Wahrheit” (christians for truth) wurde 1992 gegründet und ist als politische und kulturelle Organisation von KwaSizabantu anzusehen. Sie ist rechtlich unabhängig, personell aber mit der Gemeinschaft identisch. Sie vertritt konservative moralische und politische Positionen. Die Aktion “Wahre Liebe wartet” wurde von CfT aus den USA nach Deutschland gebracht und verbreitet, wurde inzwischen aber auch von anderen Organisationen aufgegriffen.

(http://www.gemeindedienst.de/weltanschauung/texte/cft.htm)

Hansjörg Hemminger ist Weltanschauungsbeauftragter der Ev. Landeskirche Württemberg

Nachfolgender Artikel von Dr. Hemminger wird vom Betreiber der webseite www.ksb-alert.com zur Lektüre empfohlen: http://www.ilsehruby.at/HHWien.html