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Chor der umstrittenen Freikirche Kwasizabantu auf Adventstournee

Singen für die Freikirche

St. Galler Tagblatt Dienstag, 5. Dezember 2006

Kaltbrunn. Die Freikirche Kwasizabantu (KSB) gibt weiter zu reden. Am 9. Dezember tritt der Eurochor in Kaltbrunn auf, wo KSB die Privatschule Domino Servite betreibt. Dass der Chor mit der Freikirche verflochten ist, wusste der Pfarrer nicht.

Es sei für sie «unerträglich», schildert ein ausgestiegenes Mitglied der Freikirche Kwasizabantu (KSB). Gemeint sind die Auftritte des Eurochors in verschiedenen Kirchen der Schweiz und in Deutschland. Der Chor sei «eine Unterorganisation der KSB, nur wüssten das die Pfarrämter nicht», ärgert sich die Aussteigerin. Wenn die Organisatoren über die Verbindung informiert würden, heisse es zwar, man werde die Sängerinnen und Sänger das nächste Mal nicht mehr einladen, «aber die finden immer wieder eine Kirche, in der sie auftreten können».

Auftritt in der Kirche

Die aktuelle Tournee des Eurochors, der aus unverheirateten jungen Frauen – nach den Vorschriften der Freikirche in lange Röcke gekleidet – und Männern besteht, führt auch nach Kaltbrunn, wo Kwasizabantu mit Hof Oberkirch ein wichtiges Zentrum hat und auch die Privatschule Domino Servite führt. Die Sängerinnen und Sänger werden aber nicht im Schulgebäude, sondern in der katholischen Pfarrkirche auftreten.

Absage nicht vorgesehen

Die Verbindung zwischen KSB und Eurochor sei ihm nicht bekannt gewesen, versichert Pfarrer Lukas Hidber. «Sonst hätte ich mich genauer damit befasst.» Die Kirche habe eine gute Akustik, es gebe immer wieder Anfragen von Chören. Er habe das Programm überprüft, es passe in die Adventszeit, so der Pfarrer. Seit das Konzert angekündigt wurde, hätten sich ehemalige Mitglieder der Freikirche bei ihm gemeldet, bestätigt Hidber. Er könne sich vorstellen, dass Aussteiger auf das Konzert «sehr gereizt» reagieren, räumt er ein. Den Anlass will er deswegen nicht absagen. Nächstes Jahr werde er den Auftritt des Chors «aber wahrscheinlich nicht mehr zulassen».

Zwischen Kwasizabantu und der Pfarrei gebe es kaum Berührungspunkte, stellt Lukas Hidber fest. Für die ehemaligen KSB-Mitglieder ist der Grund klar: In Predigten werde immer wieder vor der katholischen Kirche gewarnt. Die Anhänger müssten sich von ihrer früheren Konfession lossagen und es werde für sie gebetet, damit die bösen Geister des katholischen Glaubens aus ihnen ausfahren, schilderte eine Aussteigerin.

Umstrittene Institution

Die Freikirche Kwasizabantu gibt schon länger zu reden. In einem Artikel des Sektenspezialisten Hugo Stamm vom vergangenen Juni waren Psychoterror, Bespitzelungen und alttestamentarische Vorschriften innerhalb der Freikirche und der dazu gehörenden Kaltbrunner Privatschule geschildert worden. Das St. Galler Erziehungsdepartement, das die Schule bewilligt hat, erklärte daraufhin, dass man nicht eingreifen könne, weil Beweise fehlten.

Nach dem Artikel wandten sich Aussteiger an das Amt für Volksschule, erhielten aber keine Reaktion. In einer im September eingereichten Interpellation will SP-Kantonsrätin Daniela Colombo (Jona) von der Regierung wissen, ob die Schule seit dem Bekanntwerden der Vorwürfe stärker kontrolliert werde und welche Massnahmen getroffen worden seien. Eine Antwort steht noch aus. (akn)