Von J.N.
Der Wunder-Prediger hat schon einmal eine AIDS-Heilung erfunden – jetzt berichtet er von reihenweise AIDS-Heilungen auf KSB.
Aids, das ist das Thema, auf das Erlo Stegen geradezu gewartet haben muss. Eine unheilbare Krankheit und ihre Heilung in seiner Umgebung, das ist der Stoff, der die besonderen Beziehungen des selbsternannten Erweckungspredigers zu Gott deutlich machen soll. Während die Wissenschaft und die Pharmakonzerne noch fieberhaft nach Lösungen suchen, um die unheilbare Krankheit Aids heilen zu können – bei Erlo Stegen ist eine Heilung von Aids auf seiner Mission kein Problem und eigentlich schon fast selbstverständlich.
Als Stegen bereits Ende der Neunziger Jahre eine Mitarbeiterin des Züricher Flughafens Kloten, die einige Zeit auf Kwasizabantu war, als von Aids geheilt bezeichnete, wies er die Anhänger seiner Sekte jedoch seinerzeit darauf hin, sie sollten die Heilung nicht an die große Glocke hängen (uns liegen entsprechende Tonbandaufnahmen vor). Inzwischen lässt Stegen keinerlei Vorsicht mehr walten. Er posaunt jetzt die reihenweise Heilung von Aidskranken auf seiner Mission Kwasizabantu hinaus. Dass er sich von Kritikern vorwerfen lassen musste, schon im Fall der jungen Schweizerin gelogen zu haben, stört ihn nicht. Die junge Frau, von deren Heilung er seinerzeit schwärmte, leidet nämlich nach wie vor an Aids, wie wir aus ihrer Umgebung wissen. Sie ist jedoch wegen der Fortschritte in der Medizin noch am Leben.
Am 4. September 2006 war Erlo Stegen nun gemeinsam mit Bruder Friedel Stegen und einer seiner Töchter zu Besuch in einer charismatischen Gemeinde in Palermo, Sizilien, und hat dort das große Wunder-Feuerwerk gezündet. Stegen hat – es ist der Beginn seines Vortrags – wörtlich folgendes vor rund 150 Zuhörern gesagt,:
„In 1966 hat die Erweckung in Südafrika begonnen. Da hat der Herr sozusagen die Himmel zerrissen und ist herab gefahren. Hat seinen Geist ausgegossen. Da begann die Erweckung, in 66. Und durch die Gnade Gottes wirkt sie, wirkt der Herr durch seinen Geist bis zum heutigen Tag. Und das Feuer des Geistes Gottes brennt immer mehr.
Es ist wunderbar zu sehen, dass der Name Jesu über alle Namen ist. Wir haben viele Namen in dieser Welt, auch viele Namen der Krankheiten. Wir haben auch den Namen AIDS. Und alle Welt sagt, das kann nicht geheilt werden. Aber in der letzten Zeit erleben wir, wie Gott auch die Aidskranken heilt.
Wir haben ein Spital, das ist nur ein Ort des Gebets. Schon viele Jahre. Aber jetzt haben wir auch eines gebaut für die Aidskranken. Und es ist wunderbar zu sehen, wie Gott sich dort verherrlicht. Wie einer nach dem andern geheilt wird.
Wir haben zwei Männer in Südafrika, die mit dieser Krankheit zu tun haben. Sie sagten neulich, „sag uns nicht, dass ein Aidskranker gesund werden kann, so was gibt es nicht
in dieser Welt”. Wir würden sagen: „Ihr seid verrückt, ein Aidskranker kann nicht genesen.”. Aber wir sind dem Herrn überaus dankbar, dass er mächtiglich unter diesen Menschen wirkt. Und bei uns und in Afrika kann das nun eine der stärksten Waffen sein fürs Evangelium.”
Um die reihenweisen Wunderheilungen auf eine offizielle und auch weltlich weniger anzuzweifelnde Ebene zu heben, fährt Stegen fort:
Ich bin eingeladen worden jetzt von einem Sekretär, äh, der für die Uno arbeitet. Und in zehn Tagen Zeit sollen alle Länder Afrikas, die Leitenden, zugegen sein. Da wollen sie hören, was Gott schafft unter diesen Menschen.
(Man muss Stegen kennen, um zu wissen, was er damit seinen Untertanen signalisiert – nämlich: „Ich bin einer, der mit allen Staatsmännern Afrikas (und darüber hinaus) Kontakt hat, und die wollen von mir wissen, wie es geht mit Aids und den Heilungen. Und die UNO will es dann auch noch von mir wissen. Meine internationalen Kontakte sind die eines großen Mannes dieser Welt, man hört auf meine Stimme, man weiß mich zu schätzen, ich sitze mit den Großen an einem Tisch, ich bin ein Großer”. Die Tatsachen: Niemals hat Erlo Stegen mit einem der führenden Staatsmänner Afrikas persönlich direkten Kontakt gehabt, geschweige denn einen Vortrag vor einem oder mehreren von ihnen gehalten.)
Stegen fährt fort: Wir erleben viele Zeichen und Wunder. Gott verherrlicht und heiligt seinen Namen. Alle Welt muss erkennen, dass da keiner ist wie er. (tosender Applaus im Publikum der charismatischen Gemeinde). Gott ist ein großer Gott.”
Dann wendet er sich einem anderen Thema zu.
Wir zitieren einen Auszug aus dem Internet-Lexikon Wikipedia, wo es unter anderem über AIDS heißt: „Bereits während der mehrjährigen, symptomfreien Inkubationsphase können antivirale Medikamente eingesetzt werden, die die Lebenserwartung von Infizierten steigern können. Eine Heilung ist jedoch nicht möglich, da die HI-Viren nicht vollständig aus dem Körper entfernt werden können”. (siehe: )
Wir wollen an dieser Stelle festhalten: Gott wirkt tatsächlich Wunder. Gleichwohl wissen wir: Auf Kwasizabantu ist noch nie ein AIDS-Kranker von AIDS geheilt worden. Heilungen dieser Art und in seiner Umgebung sind von Erlo Stegen frei erfunden und entsprechen nicht den Tatsachen. Auf Kwasizabantu kann niemand den Namen oder die Adresse eines von AIDS Geheilten nennen – weil es keinen gibt.
Unterstützt wird – unfreiwillig – unsere Aussage von Frau Bärbel Koch, der Leiterin der Schriftenmission Dr. Kurt Koch, die selbst auf Kwasizabantu lebt. Sie hat von den
Heilungswundern, von denen Stegen in Europa prahlt, auf Kwasizabantu offenbar nichts mitbekommen. Frau Koch berichtet in ihrem Rundbrief Nr. 140 im September 2006, dem gleichen Monat, in dem Stegen in Palermo auf die Wunder-Pauke haut, etwas ganz anderes über die AIDS-Kranken auf KSB, als Stegen. Sie schreibt:
„Im Emseni-Spital leben die Kranken buchstäblich auf. Sie kommen meist in menschlich gesprochen hoffnungslosem Zustand an, dem Tode nahe. Zunächst ist es die gute Pflege und die Liebe des Pflegepersonals, nicht zuletzt aber Gebet und Seelsorge, die bewirken, dass es den Kranken besser geht. Einige, die ursprünglich getragen werden mussten, können jetzt schon laufen und am Sonntagsgottesdienst teilnehmen. Mehrere Kranke gaben öffentlich Zeugnis von dem, was Gott an Ihnen getan hat. Und das ist an erster Stelle die Rettung ihrer Seele dank der intensiven Seelsorge und der Verkündigung des Evangeliums.”
Im September 2006 also berichtet Stegen von konkreten AIDS-Heilungen auf Kwasizabantu, Bärbel Koch, die in seinem Haus wohnt, berichtet in ihrem Rundbrief im gleichen Monat etwas gänzlich anderes. Stegen berichtet ausschließlich von AIDS-Heilungen, Frau Koch ausschließlich von der Rettung der Seelen der AIDS-Kranken. Zwei völlig verschiedene Schilderungen ein und derselben Sache.
Die unterschiedliche Darstellung ein- und derselben Sache bestätigt abermals eine Aussage von Barney Mabaso, dem Leiter der ehemaligen KSB-Gemeinde Tugela Ferry, die mit ihren etwa 400 Mitgliedern vor rund sechs Jahren KSB komplett den Rücken gekehrt hat. Barney hat bei einem Besuch in Deutschland gesagt, er habe zu KSB-Zeiten immer gestaunt, wenn er in Europa von den großen Wundern auf Kwasizabantu gehört hat. – in Südafrika bzw. in Natal oder innerhalb der KSB-Gemeinde sei nie von solchen Wundern die Rede gewesen. Er habe nicht ein einziges Mal die von Erlo und Friedel Stegen in Europa erzählten Wunder konkret in Südafrika erlebt bzw. von ihnen gehört. Alles offenbar nur Prahlerei – der Reklame für Kwasizabantu wegen.
Was die Prahlerei Stegens anzurichten imstande ist, machten einige Einträge im Gästebuch der Webseite im August 2007 deutlich. Ein offenbar an AIDS erkrankter lässt dabei durchblicken, wie sehr er seine Heilung von AIDS erhofft und auch bereits wäre, nach dem Strohhalm Erlo Stegen zu greifen. Er schreibt:
1.
wer kann mir weiterhelfen? Ein Freund erzählte mir, dass Erlo Stegen AIDS heilen kann? Nach dem ich jedoch auf reliinfo.ch war und auf Eure Seite kam, habe ich daran Zweifel.
2.
Name: Nixe
Ich war bei Freunden in der Schweiz und dort war ein Vortrag über Heilkuren in Südafrika auf der Missionsstation Kwa Sisabantu. Der Mann erzählte von seiner Heilung von AIDS und er zeigte auch einen Filmausschnitt aus Italien, wo Erlo Stegen seine geheilten AIDS-Patienten vorgestellt hat. Er selbst war 8 Wochen in Südafrika und dort hat Erlo Stegen und sein Bruder mit ihm gebetet, dass die bösen Geister aus seinen Körper fahren und er wieder rein wird. Und heute ist er ganz gesund, keine Kreuzschmerzen mehr, keine Hautprobleme, keine Mattigkeit mehr, AIDS ist weg. Die Kosten belaufen sich auf ca. 10.000.– Euro, für Schweizer gibt es einen Zuschuss von der Gesundheitsbehörde, aber meine Krankenkasse in Deutschland will nichts zahlen. Sie sagten, ich solle Beweise bringen. Blutbild des Mannes vor Südafrika und danach. Aber er hat nichts. Er fühlt es, doch das reicht der Kasse nicht. Bei Suchen im Internet bin ich jetzt auf Eure Seite gestoßen und da ich im Moment für einen Vertreter arbeite, kann ich nur über Internetcafes mit Euch Kontakt aufnehmen, deshalb hier meine Anfrage: Wenn ich Eure Einträge lese, dann kommt es mir vor, als sei das alles nur Geschwätz und Geldschneiderei, ist es so? Ich habe das Geld nicht, und die Bank will mir nichts geben(keine feste Arbeit nur auf Provi). Wurde jemand von Euch von AIDS geheilt, oder kennt ihr jemanden, außer den Mann in Basel, der von AIDS durch Stegens geheilt wurde? Ist es wirklich so teuer, auch wenn man dort in Afrika arbeitet. Der Mann sagte, er habe in der Schreinerei gearbeitet, aber es gäbe auch eine große Autowerkstatt, ich habe Landmaschinenreparatur mal zwei Jahre gelernt. Könnte doch dort bestimmt Autos oder Traktoren reparieren. Weiß jemand näheres?
3.
Der dritte Eintrag einige Tage später lautete:
Danke für Eure ehrlichen Antworten. Ich glaube, ich lass es mit Südafrika. Habe auch einfach das Geld nicht, und nun bin ich auch nicht mehr so überzeugt, dass es hilft. Ich bin auch kein Kirchgänger. Habe nie in der Bibel gelesen. Aber ihr habt mich hier dazu gebracht, doch mal in eine Kirche zu gehen.
Wie an den Einträgen ersichtlich ist, weckt Stegen mit seinem Heilungsgeschwätz aus Motiven der Eigenwerbung völlig unbegründete Hoffnungen und produziert nichts als Enttäuschungen. Gleichwohl lassen die erfundenen Heilungsschilderungen Rückschlüsse auf die Seriosität und Vertrauenswürdigkeit Erlo Stegens und seiner Mission zu. Bei so viel Erfindungsreichtum kann sich jeder sein Bild daraus machen…
Übrigens, wer die AIDS-Heilungs-Story von Stegen selbst hören bzw. sehen will, kann dies im Internet tun. Folgender Link:
http://www.salmo42.com/Video/Video.htm
Dann auf
Palermo (Via Dei Cantieri, 20) – Pastore Erlo Stegen
gehen.
Wer das anklickt, muss etwa eine halbe Stunde charismatischen Singsang über sich ergehen lassen, bis dann Erlo Stegen auf der Bühne erscheint und seine Wundergeschichten zum Besten gibt.