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Uns kann keiner, uns kriegt keiner….

Eine christliche Mission und Straftaten – der landläufigen Meinung nach geht das nicht zusammen. Am Beispiel der Mission KwaSizabantu ist jedoch gut zu beobachten, dass es doch zusammen geht. Aufgerüttelt durch die Missbrauchsskandale der Katholischen Kirche allerdings hat die Gesellschaft international in den letzten Jahren die Erfahrung gemacht, bei allen Religionsgemeinschaften, Kirchen oder Missionen genauer hinschauen zu müssen. Denn das Unvorstellbare, Kriminalität, Gewalt und Missbrauch, wird auch in christlichen Kreisen immer wieder Realität. Und je exklusiver die Gruppe ist, umso größer ist auch die Gefahr krimineller Exzesse durch ihre Protagonisten. Auf der KSB-Mission gab es neben krummen Deals mit einer Diamantenmine und ominösen Geldtransporten in zig-Millionenhöhe laut Zeugenaussagen reihenweise Vergewaltigungen, sexuelle Übergriffe, Strafvereitelung und Betrug. Wie konnte sich bei dem öffentlichen Anspruch einer sündlosen Lebensweise in der Mission ein in Teilen fast schon kriminelles Milieu entwickeln?

 Immer wieder, wenn junge Frauen oder Mädchen zum Leiter der Mission KwaSizabantu, Erlo Stegen, ins Haus kamen und ihm von sexuellen Belästigungen bis hin zu Vergewaltigungen durch Mitarbeiter der Mission berichteten, schien Stegen vor Entsetzen fast in Ohnmacht zu fallen. Der allerorten so hoch angesehene Missionar versprach den Opfern dann zwar stets, entschlossen gegen die Vorfälle einzuschreiten, ließ sie dann aber eiskalt und gezielt ins Leere laufen. Es geschah nämlich immer das Gleiche – nichts!Eine damals betroffene junge Frau erlebte es so: „Erlo versprach, den Mann aus Führungspositionen der Mission zu entfernen und daran künftig zu hindern, mit jungen Frauen allein zu sein. Zwei Wochen später schlug ich die Zeitung “The Natal Witness” auf, und da war ein großes Foto meines Vergewaltigers, der lächelte – der Artikel berichtete über ihn und die „Christians for Truth“. Ich rief Erlo an und fragte ihn, wie das möglich sei, nachdem er mir so viel versprochen hatte. Seine Worte an mich: “Sag mir noch mal, worüber wir gesprochen haben? Ich weiß es nicht mehr.”

Täuschen und vertuschen – diese DNA der Mission wurde immer wieder erkennbar, wenn das Bild der Erweckungsgemeinde mit den Superchristen im Hügelland von Natal durch Verstöße gegen Recht, Gesetz und Würde ins Wanken zu geraten schien. Der Glanz der Mission und ihres Führers war wichtiger als die Opfer der Verbrechen und deren Ahndung. „Eines Tages“, hatte Erlo Stegen seinen Zuhörern in Predigten stets um die Ohren gebrüllt, „werden die Spatzen eure Sünden von den Dächern pfeifen, wenn ihr sie bedecken wollt“. Dass dies auch für Verbrechen auf seiner Mission gilt, hatte er dabei vermutlich nicht bedacht. Was die Nachrichtenplattform News 24 bislang über die Praktiken der Mission berichtete, was die CRL-Kommission in Südafrika zu hören bekam, was Opfer, Zeugen, Zeitungen und andere Medien berichteten und was an Eidesstattlichen Erklärungen vorliegt, zeigt überdeutlich, dass das Unvorstellbare auf der Mission gang und gebe war.

Das meistgenannte Beispiel für Gesetzesbruch und kriminelle Energie auf Sizabantu betrifft die derzeitige Nummer Eins der Mission, Lidia Dube, höchstselbst. Ihre spektakuläre Entführung Ende der 90er Jahre war ein Fake – und entpuppte sich als selbst inszeniertes Kidnapping, bei dem eine ihrer Leibwächterinnen so schwere Verletzungen erlitt, dass sie zum Krüppel wurde. Jahrelang wurde auf der Mission herumgezackert, bis endlich die Wahrheit nicht mehr zu verbergen war, jedoch: es kam nie zu einer Strafanzeige gegen Lidia Dube, die vermutlich für längere Zeit im Gefängnis gelandet wäre. Für ihre Mutter, Mama Dube, war die Affäre derart unangenehm, dass sie sich öffentlich dafür auf der Missionsfiliale in Tugela Ferry entschuldigte, was ihrer Tochter vorgeworfen wurde. Die komplette Gemeinde dort hatte nach den Vorfällen vor allem deswegen von KwaSizabantu getrennt, weil KSB-Leiter Erlo Stegen die ganze Angelegenheit über Jahre hinweg zu vertuschen suchte. (https://ksb-alert.com/2016/02/13/magasa/?lang=de und https://ksb-alert.com/2016/02/13/j-le-roux/ )

Soviel kriminelle Energie wie ihre Chefin Lidia Dube hatte auch deren langjährige Assistentin Mamezane Mapumulo. Die unternahm – obwohl auf sie bereits ein gerichtliches Verfahren wegen Amtsanmaßung und Betrug wartete, das ihr dann fünf Jahre Gefängnis einbrachte – den Versuch, mit ihrem angeblichen Wissen über die nach wie vor nicht geklärten ominösen Geldtransporte über 150 Millionen Rand (ca. 9 Millionen Euro) auf der Mission selbst ans große Geld zu kommen. Sie lockte James Stegen, einen nicht mehr zur Mission gehörigen Neffen von Erlo Stegen, unweit von Richards Bay in einen Hinterhalt. Mit Waffen zwangen mehrere Männer ihn in ihrem Beisein per Handytelefon mehrere Hunderttausend Rand auf Mamazanes Konto zu überweisen. Mamezane floh danach mit den Männern und dem Handy von James, der aber konnte auf einer Bank in Richards Bay die Überweisung gerade noch stoppen. Im Mai 2022 wurde sie verurteilt. Wegen Raub und Kidnapping. 12 Jahre Haft!

So richtig lange im Gefängnis bleiben muss ein ehemaliger Star-Coworker der Mission, Muzi Kunene. Wegen Mordes. Und noch viel mehr. Er hatte bereits als Mitarbeiter der Mission junge Frauen sexuell belästigt, mehrere sogar vergewaltigt. Aber alles wurde vertuscht. Obwohl Erlo Stegen die Straftaten bekannt waren, beließ er ihn in seinen Funktionen. Muzi Kunene, damals ein Schwager von Lidia Dube, blieb unbehelligt, eine Strafanzeige erfolgte nicht. Später, nachdem Kunene seine Frau und die Mission verließ, arbeitete er zeitweise für Jacob Zuma, den späteren Skandal-Präsidenten Südafrikas und wohlwollenden Freund von Erlo Stegen, der den Staat angeblich um Milliarden brachte und den Prozess gegen sich immer wieder hinauszögert. Für Muzi Kunene kam es dann aber ganz dick. Über den ehemaligen „Missionar“ der Mission Kwasizabantu schrieb der Natal Wittnes am 17. Oktober 2013:

„Richter David Makhoba aus Pretoria schickte Muziwendoda (Muzi) Kunene für 14 Jahre ins Gefängnis. Er wurde für schuldig befunden, die Justiz vereitelt, eine falsche eidesstattliche Erklärung abgegeben und versucht zu haben, seinen Sohn Mosebenziwenkosi zu ermorden, der in einem anderen Mordfall gegen seinen Vater aussagen sollte. Seine Gefängnisstrafe wird zusätzlich zu einer lebenslangen Haftstrafe verhängt, die er derzeit verbüßt. Kunene war im Mai 2009 zu lebenslanger Haft verurteilt worden, nachdem er vor dem Hohen Gericht in Bloemfontein wegen Mordes, Entführung, Raubes und Betrugs für schuldig befunden worden war. Er hatte die Immobilienmaklerin Lynne Hume im Oktober 2007 entführt und ermordet.“

Der geneigte Leser in Kwasizabantu-Kreisen wird einwenden, Mord, Raub, Betrug und Kidnapping seien Kriminalfälle außerhalb und hätten mit der Mission nichts zu tun. Das ist nicht ganz falsch, die Frage aber ist auch: warum von ehemaligen KSB-Mitarbeitern so schwere Verbrechen begangen werden? Zufall? Und: warum sich innerhalb von KSB so viele Verbrechen ereigneten, die nie zur Strafanzeige kamen? Wir reden hier nicht von Geldwäsche, Diebstahl und Betrug, von krummen Geschäften mit einer Diamantenmine oder was sonst noch mit ominösen Geldtransporten in den Jahren 2018/19 zusammenhängen mag. Wir reden hier einmal nur über Verbrechen, die auf der Mission ganz direkt an Menschen verübt wurden.

Die Zahl der Verstöße gegen das Recht auf der Mission ist erschreckend. Und die Tatsache, dass die Fälle allesamt unter den Teppich gekehrt wurden, ist verstörend. Dass aber die Leitung der Mission heute nach wie vor so tut, als sei nie etwas gewesen – das ist, als würde die Katholische Kirche heute behaupten, es habe sexueller Missbrauch in ihren Reihen nie stattgefunden. Denn darum geht es in erster Linie auch auf Sizabantu: sexueller Missbrauch schien dort geradezu an der Tagesordnung zu sein. Und die Leitung der Mission wusste davon, siehe oben.

Exemplarisch für die Praxis des Vertuschens steht etwa der Fall von Pieter van der Walt. Der Mitarbeiter der Mission missbrauchte seine Stieftöchter auf der Mission jahrelang sexuell. Als dessen Frau eines Tages das furchtbare Geschehen um die Mädchen nicht mehr ertragen konnte und die Vorfälle Missionsleiter Erlo Stegen meldete, bat der van der Walt zum Gespräch. Pädophile Kriminalität, jahrelang – für den „Augapfel Gottes“, wie sie Stegen auf der Mission bisweilen nennen, war das alles nicht so schlimm, es gab keine Anzeige, keinen Rausschmiss, nichts. Dasselbe bei Dick V., der geschützt wurde, obgleich der Leitung bekannt war, dass er sich an Kindern verging. Auch David K. machte sich an Minderjährigen schuldig, Erlo Stegen und seinen Führungszirkel störte das alles nicht. Dem Gericht in Greytown liegt eine Eidesstattliche Erklärung vor, derzufolge „Erlo Stegen und einige seiner auserwählten Führer, von denen einige tot sind, nicht weniger als 6 Mädchen vergewaltigt oder deren Vergewaltigung verheimlicht haben, die zu dem Zeitpunkt alle minderjährig waren.“ Auf der Mission ist sogar die Rede davon, dass selbst einige von Erlo Stegens Töchtern erfahren haben sollen, was sexueller Missbrauch ist.

Seelsorger auf der KSB-Mission haben sich im Lauf der Jahre jedenfalls viele Berichte von Frauen und Mädchen über sexuelle Übergriffe oder gar Vergewaltigungen anhören müssen. Allein in dem Abschlussbericht der von KSB bezahlten sogenannten „Unabhängigen Kommission“ zur Aufklärung der massiven Vorwürfe gegen die skandalösen Praktiken der Mission im November 2020 sind zwei Seelsorger genannt, denen allein 18 junge Frauen schwere sexuelle Übergriffe durch KSB-Personal geschildert haben. Solche Zahlen laden geradezu ein, um über die Dunkelziffer zu spekulieren: zwei Seelsorger auf KSB erfahren von 18 sexuellen Straftaten, von wie vielen derartigen Straftaten werden dann 30, 40 oder 50 Seelsorger erfahren haben?

Frage: Warum haben die Betroffenen oder deren Seelsorger keine Strafanzeige erstattet? Es ist frustrierend, aber irgendwie erklärlich. Einmal nämlich, weil sowohl die Opfer als auch ihre Seelsorger fürchten mussten, alles zu verlieren, wenn sie die Mission durch juristische Schritte wegen sexueller Delikte in Verruf gebracht hätten: Familie, Schule, Freunde, Job etc. Noch entscheidender aber war, dass auch sie wussten, was die oben erwähnte Eidesstattliche Erklärung beim Gericht in Greytown dokumentiert. Dass nämlich eine Strafanzeige im Hügelland von KwaZulu-Natal völlig vergeblich war. In der Erklärung heißt es: „Diese Sekte nutzte die Polizeistationen von Kranskop und Greytown wie immer, um Missetaten und Verbrechen durch Mitglieder der Sekte zu decken“. Und: „Die Mission hat immensen Einfluss auf die Polizeistation von Kranskop“.

Bei all den Ungeheuerlichkeiten auf KSB darf nicht vergessen werden, dass sich auf der Mission ein Drama abspielt, das niemand bemerkt – oder bemerken will. Es ist die Tragödie der Unschuldigen, nämlich die Tatsache, dass es auf der Mission einst wie jetzt immer auch viele untadelige, freundliche, grundehrliche Menschen gab und gibt, die den christlichen Glauben in bewundernswerter Weise leben, absolut friedfertig, hilfsbereit und wohlmeinend sind und es nicht verdient haben, mit den Übeltätern in ihrer Mission in einen Topf geworfen zu werden. Sie sind, was die vielen Entgleisungen ihrer Brüder und Schwestern anbelangt, unschuldig, zumeist völlig ahnungslos und nicht verantwortlich für das desaströse Bild der Mission, sie leiden darunter. Aber die ihnen eingebläute Kultur des „auf sich selbst-Blickens“, die Gepflogenheit alles Negative auszublenden um die eigene Seele nicht zu verunreinigen, die Gefahr wegen der Weitergabe von Informationen über anrüchige Vorgänge auf Sizabantu von der Mission gewiesen zu werden, das generelle Verbot jeglicher Kritik und die stete Drohung der Verdammnis bei Verstößen gegen die Regeln: das ist der Stoff, aus dem mit der Zeit eine antrainierte Verweigerung wurde, Realitäten zu erkennen und Konsequenzen daraus zu ziehen. So etwas mag Menschen vor viel Sorgen und Nöten verschonen – sie hilft aber vor allem jenen, die unter diesem Schutzschirm des Schweigens ihr Unwesen treiben und wissen, dass niemand um sie herum irgendwem auch nur ein Sterbenswort davon erzählen kann.

Frage: Wie kann es sein, dass Menschen, die einer exklusiven und einst hoch angesehenen Erweckungsmission angehören, inmitten einer Gemeinschaft von Gott ergebenen Glaubensgeschwistern ihren christlichen Kompass so sehr verlieren, dass sie zu Kriminellen werden? Dass sich zwischen Sündenpredigten und frommem Miteinander in Teilen ein fast schon kriminelles Milieu herausbildet? Dass sie alle Grenzen christlicher, ja weltlicher Moral bedenkenlos überschreiten und sich an Wehrlosen vergehen? Oder diese Opfer nach dem entsetzlichen Geschehen alleine lassen und sich kein Deut darum scheren, dass hier Verbrechen begangen wurden? Es ist unfassbar, aber offensichtlich haben sich die Protagonisten der Mission daran gewöhnt, dass sie dort, weit weg von der staatlichen Ordnung, die Herren der Welt sind und tun und lassen können was sie wollen. Sie wussten ja, die KSB-Spitze wird alles in Bewegung setzen, um das Bild der Muster-Mission aufrecht zu erhalten, auch wenn ihre Leute Gesetze brechen. Die Gewohnheit, dass die Welt da draußen getäuscht und alles vertuscht wird, was Schatten auf das strahlende Bild werfen könnte, scheint bei manchen in KSB zu einem Gefühl der Unantastbarkeit geführt zu haben. Nach dem Motto: Uns kann keiner, uns kriegt keiner. Die Gewohnheit, dass Kwasizabantu über dem Rest der Welt, also auch über deren Gesetz steht, dass die guten Beziehungen zu Politik und zur Polizei immun machen gegen Verfolgung oder gar Bestrafung für kriminelle Vergehen, der Glaube, dass Gott vor allem über ihnen, den Erweckten, seine schützende Hand hält, egal was sie tun – all das ist ein gefährliches Gemisch, aus dem in Jahrzehnten schiere Selbstüberhebung und Größenwahn wurden, was manchen zum Straftäter werden ließ, viele Unschuldige ins Unglück stürzte und inzwischen heftig am Fundament der gesamten Mission nagt.

Eine tiefer gehende Erklärung für die Abgehobenheit von KSB-Jüngern hat Dr. Peet Botha, selbst Zeuge der Entwicklung von der Erweckungsmission hin zu einer pseudochristlichen Sekte.

Frage: „Gibt es eine Erklärung dafür, dass so viele Menschen aus dem KSB-Milieu kriminell werden? Sexuelles Fehlverhalten gibt es auch in der katholischen Kirche genug, aber Entführung, Mord, Diebstahl? Erst superfromm – und dann kriminell, wie soll das gehen? Haben Sie darauf eine Antwort?“

Antwort Dr. Botha: „Vielleicht liegt die Antwort in dem Konzept des geistigen “Anspruchs”. Für die Superfrommen ist es so, als hätten sie das Recht zu entscheiden, was sie für sich selbst (positiv) und andere (negativ) tun wollen, um es dann damit zu rechtfertigen, dass sie als Superfromme und Gerechte Vertreter der “spirituellen Rechtschaffenheit” sind. Es läuft einfach auf die Überzeugung hinaus, dass man aufgrund dessen, was man ist, in diesem Fall der Superfromme, von Natur aus Privilegien und eine Sonderbehandlung verdient, da man das repräsentiert, was die Bourgeoisie niemals sein kann. Psychologisch gesehen wurzelt dies in dem Glauben, dass die Superfrommen die Auserwählten sind und bewundert, verehrt und respektiert werden sollten, und dass daher im spirituellen Sinne Regeln (lesen Sie die biblischen Regeln) für sie nicht gelten, da sie die Regeln wirklich erfinden, umsetzen und lehren und damit das Leben und die Umgebung der Menschen kontrollieren. Die Regeln gehören also ihnen und als solche stehen sie über den Regeln. Ihre Entscheidungen werden sozusagen im Himmel getroffen oder zumindest im Himmel von Gott selbst gerechtfertigt, geheiligt und genehmigt. Außerdem ist spirituelle Entfaltung ein narzisstischer Charakterzug, der auf persönlichen Unsicherheiten beruht. Die Quintessenz ist also, dass spiritueller und damit psychologischer Anspruch, wie er in der KSB-Führung zu sehen ist, durch die allgegenwärtige Manifestation von Verdientheit, Besonderheit und überzogenen Erwartungen gekennzeichnet ist. Descart drückte es so aus – ich denke, also bin ich. Oder ganz einfach: Tu, was ich sage, und nicht, was ich tue!“

Es ist eine Tatsache, dass sich Mitglieder der Führungsebene der Mission auf ihrem Erweckungs-Höhenflug jahrelang selbst mit Täuschen und Vertuschen in zahllosen Fällen nicht nur aus christlicher sondern auch aus weltlich- moralischer Sicht schuldig gemacht haben. Wegen Strafvereitelung sind sie zwar juristisch nicht zu belangen – aus ethischer Perspektive aber so zu beurteilen. Erlo Stegen, der wortgewaltige Prediger gegen alles was Sünde ist, hat durch die Vertuschung vieler Straftaten sehr wohl die Rechtspflege vereitelt oder behindert. Auf KwaSizabantu ist im moralischen Sinne Strafvereitelung im großen Stil betrieben worden – ganz besonders auch vom Chef, Erlo Stegen, höchstpersönlich.

Nur in einem einzigen der ihnen bekannt gewordenen Fälle sexuellen Missbrauchs auf der Mission hat sich die Leitung der Mission KwaSizabantu nicht der Strafvereitelung schuldig gemacht. Weil sie ihn, ganz gegen ihre Gewohnheit, nicht vertuschte sondern tatsächlich zur Anzeige brachte: den Fall Daan van Tonder. Und das kam so: Als der Ehemann einer Tochter des Missionsleiters begonnen hatte, die nächtlichen Transporte von zig-Millionen Rand in Plastiktüten quer durchs Land an immer denselben Herrn Ndlela zu hinterfragen, da musste er quasi entsorgt werden – er war zu gefährlich geworden. Man entführte ihn gegen seinen Willen auf eine Farm nach Lichtenburg, wo er gezwungen wurde, Sünden niederzuschreiben, die er begangen hatte. Kaum zu fassen: er bekannte, dass er seine Tochter dazu überredet hatte, ihn zu masturbieren. Nun war das sexuelle Vergehen ein gefundenes Fressen für Erlo Stegen, Lidia Dube und Co, weil sie es gut für ihre Zwecke gebrauchen konnten: Strafanzeige, Gerichtsverfahren – acht Jahre Gefängnis für Daan van Tonder. Nun war man seine unbequemen Fragen endlich los.

Ein ehemaliger KSB-Mitarbeiter hat im Jahr 2020 in einem Brief an die Herausgeber der Nachrichtenplattform News24 geschrieben, dass es nach den Enthüllungen vieler Medien über die Mission mehrere Fragen gäbe, die von KwaSizabantu beantwortet werden müssten. Eine seiner Fragen war:

 „Die Mission KwaSizabantu hat im Juli 2019 ein Verfahren gegen XXX wegen sexuellen Fehlverhaltens eröffnet, und er befindet sich derzeit im Gefängnis und wartet auf seinen Prozess. In wie vielen der Vergewaltigungsfälle, die der Führung von Kwasizabantu gemeldet wurden, hat die Mission beim SAPS ebenfalls Verfahren gegen die mutmaßlichen Täter eröffnet?“

Fragen über Fragen. Die „Mission“ KwaSizabantu hat auch diese Frage nie beantwortet.