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Die CRL-Kommission lenkt ein

Der Kampf gegen die skandalösen Praktiken auf der Mission KwaSizabantu (KSB) geht in eine neue Runde, zuvor allerdings nahm er erst einmal einen Umweg. Denn aus der Auseinandersetzung der Missbrauchsopfer mit KSB wurde erst einmal ein Duell mit einem südafrikanischen Verfassungsorgan, der CRL-Kommission. Immerhin: Nachdem fünf Personen aus dem Kreis der Zeugen gegen KSB einen sogenannten „Mandamus-Antrag“ beim Obersten Gericht der Provinz Gauteng eingereicht haben, um die Kommission zu zwingen, innerhalb von zehn Tagen ihren Bericht über die Untersuchungen der zahllosen Vorwürfe gegen die Mission KwaSizabantu herauszugeben, hat diese nun eingelenkt. Die Aktion der Zeugen hat der CRL offensichtlich schon Beine gemacht, noch bevor das Gericht mit der Sache richtig befasst war. Am 4. Juli nämlich teilte sie mit, dass sie am 13. Juli den Bericht über die Untersuchungen veröffentlichen werde.

Damit geht die Kommission für die Förderung und den Schutz der Rechte von kulturellen, religiösen und sprachlichen Gemeinschaften einer womöglich peinlichen Schlappe aus dem Weg: wie würde ein Verfassungsorgan vor der Öffentlichkeit dastehen, wenn es von einem Gericht zum Handeln gezwungen werden müsste? Es wäre nach der bisher schon lausigen Performance des Gremiums ein weiterer Beweis seines mangelnden Arbeitseifers und seiner offensichtlichen Inkompetenz gewesen.

Diese Eigenschaften der CRL waren übrigens schon seit Beginn des Verfahrens erkennbar. Als im September des Jahres 2020 die Nachrichtenplattform News24 eine Serie über die skandalösen Verhältnisse auf der Mission KwaSizabantu begann und es ein großes Echo gab, musste niemand die Kommission rufen – sie war schnell zur Stelle. Mitten in der Corona-Epidemie vernahm sie Zeugen der bei News24 geschilderten Vorfälle und legte sich sogar mit Vertretern von KwaSizabantu an, weil sie von diesen als befangen bezeichnet wurden. Es flossen Tränen bei den Zeugen, ganz Südafrika nahm Anteil an den herzzerreißenden Berichten von KSB-Opfern, es waren ein paar spannende Tage mit vielen Journalisten und Kameras in Durban. Doch danach ließ die Dynamik der Untersuchungen spürbar nach. Insbesondere der CRL-Vorsitzende Prof. David Mosoma und sein Kommunikationsbeauftragter Mpiyakhe Mkholo brachten nichts auf die Reihe.

Man hätte es ahnen können: wer schon mal die CRL-Webseite durchgeblättert hat, hegt keine Illusionen mehr, dass jemals aus der Arbeit dieses Gremiums irgendetwas Brauchbares herauskommt. So nachlässig, stümperhaft und schläfrig wie ihr Internetauftritt, war nämlich fortan auch das Verhalten der Kommission in der Causa KwaSizabantu. Es gab einige wenige, dafür umso lustlosere Anhörungen per Videoübertragung, dafür wurden Aussagen zahlreicher Zeugen des Missbrauchs auf KSB nicht entgegen genommen. Während die Missbrauchszeugen öffentlich aussagen mussten, durfte die umstrittene Missionsleiterin Lidia Dube in trauter Runde hinter verschlossenen Türen Stellung zu den Vorwürfen nehmen.

Mosoma und Mkholo leisteten ganze Arbeit um die Öffentlichkeit an der Nase herumzuführen. Fragesteller bekamen so gut wie keine Antwort auf Briefe oder Mails, die Öffentlichkeit wurde von Mkholo ein ums andere Mal mit falschen Angaben über den Erscheinungstermin der Berichts getäuscht und vertröstet. Weit über zwei Jahre dauerte das Warten auf einen abschließenden Bericht des Gremiums über den KSB-Skandal. Die „Chapter9-Institution“, das Verfassungsorgan, dem die Pflicht obliegt, die Grundrechte aller Südafrikaner ohne Furcht oder Vorurteil zu schützen, gab im Verlauf des Verfahrens ein Bild des Jammers ab.

Doch plötzlich, im April dieses Jahres (2023), erhielten Vertreter beider Seiten – Zeugen des Missbrauchs wie auch die Mission – wie aus heiterem Himmel einen Berichtsentwurf und ein Datum: den 5. Mai! Wer nun allerdings dachte, dass Bewegung in die Angelegenheit kommt, wurde abermals getäuscht. Mosoma und Mkholo ließen ihre eigene Frist verstreichen, angeblich hätten Anwälte von in der Sache Befragten mehr Zeit für Stellungnahmen zu dem Berichtsentwurf gefordert, hieß es.

Die Aufforderung einer Gruppe von Zeugen des Serien-Missbrauchs in KSB, den Abschlussbericht innerhalb von zehn Tagen vorzulegen, anderenfalls werde man einen Mandamus-Antrag stellen, lief ins Leere. Das CRL-Gremium bestätigte abermals den Eindruck, mit dem Fall KwaSizabantu überfordert zu sein. Mosoma und Mkholo igelten sich erneut ein, es gab keine Antworten auf Journalistenfragen, keinen neuen Termin, nichts.

Nun aber naht der vielfach ersehnte Tag doch. Allerdings sollte sich niemand täuschen: die Tatsache, dass der Bericht jetzt an die Öffentlichkeit gelangt, heißt noch lange nicht, dass dieser inhaltlich, intellektuell oder formell von der Qualität sein wird, wie man sie normalerweise von einem Verfassungsorgan erwarten könnte. Das auf Erfahrung beruhende Misstrauen gegenüber der CRL-Kommission lässt Optimismus nicht zu.