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Ein Brandbrief an die Ex-KSB-Führer

Was eine Betroffene des Missbrauchs von den Verantwortlichen in Kaltbrunn will

Was erwarte ich als Geschädigte von KSB von den Verursachern meines Leids? Ehrliche Antwort? NICHTS! Ihr könnt den Schaden, den Ihr verursacht habt, gar nicht wieder gut machen.

Ich glaube auch nicht, dass Ihr jemals verstehen werdet, was ihr uns angetan habt. Dazu müsstet ihr in der Lage sein, Mitgefühl zu empfinden. Sorry, eure „Entschuldigungen“ und Ausreden, euer Gesprächsangebot zeigen, Ihr habt kein Gefühl dafür, wie es euren Opfern geht.

Ich wünsche niemandem etwas Böses. Selbst euch, den Verursachern dieses unendlichen Leides nicht. Nicht dem Oberguru Erlo Stegen. Nicht meinen Eltern, welche die Ideologie und gepredigten Erziehungsmethoden zu 200 Prozent umgesetzt haben und unsere Kindheit zu einer Qual gemacht haben.

Ich wünsche den „Tanten“ und „Onkeln“ –  die alle nicht mit mir verwandt waren, aber das  Recht zu haben meinten, mich mit Schlägen oder harten Worten züchtigen zu müssen –  auch nicht, dass sie mit einem Mühlstein um den Hals im Meer versenkt werden, Matthäus 18 Vers 6. Aber Ihr werdet verstehen müssen, dass mir trotzdem das eine oder andere Mal der Gedanke kommt, dass dies eigentlich eure gerechte Strafe wäre.

Ich bin nicht Gott, also auch nicht euer Richter. Aber ich bin Klägerin. Ich klage euch an! Ich werfe euch vor, mir und anderen Kindern und Schutzbefohlenen Schaden zugefügt, uns zu Fall gebracht zu haben.

Ich wünsche mir von Herzen, dass Ihr irgendwann aufwacht und erkennt, dass Matthäus 18 Vers 6 auf euch zutrifft. Auf alle die Verantwortung getragen haben bei KSB, nicht nur auf die, die Gewalt angewendet oder Kinder missbraucht haben. Nein, ihr alle seid mitverantwortlich für das Leid und die Folgen, die eure Taten auch Jahrzehnte später noch haben bei denen, welche sie erleben mussten. Ihr habt weggeschaut und stillschweigend solche Taten hingenommen. Ihr habt in Predigten und mit unprofessioneller, missbräuchlicher und erzwungener „Seelsorge“ eine Atmosphäre und Umgebung geschaffen, in der ihr Zweifelnde immer mehr unter Druck gesetzt habt, anstatt ihnen zu helfen. Das alles ist Unrecht, für das sich jede/r Einzelne von euch irgendwann verantworten muss.

Ihr wart/seid die Könige im Fordern von Buße und Reue. Jetzt nehmt sie endlich ernst und praktiziert sie einmal selbst. Oder muss ich euch erst erklären, was das ist? Nämlich glaubhaftes Bekennen dessen, was ihr falsch gemacht habt. Nicht im Geheimen unter vier Augen. Nein, eure Vergehen gehören an die Öffentlichkeit, jeder muss sehen und hören, dass Ihr bereut und aufrichtig um Vergebung bittet. Ich fordere eure Reue ein – aber ihr könnt keine Vergebung einfordern.

Zeigt doch mal echte Anteilnahme, Mitgefühl und Verständnis für eure Opfer. Dann könnte man euch zumindest glauben, dass Ihr es ernst meint. Dann könnte man glauben, dass es nicht wieder passiert, dass ihr nicht noch mehr Kindern / Geringsten schadet.

Erwartet nicht, dass sie euch alle vergeben.

Ich habe es längst getan. Um meiner selbst willen.

Ulrike aus Südeutschland, 37 Jahre alt
(Wir haben den Namen auf Wunsch geändert.)

Wer von den Ehemaligen in Kaltbrunn auf dieser Webseite ein Statement über seine Erlebnisse in KSB-Schweiz oder Hinweise an die Verantwortlichen von Schule oder Gemeinde auf dem Hof Oberkirch abgeben möchte, ist dazu herzlich eingeladen. Wir garantieren die absolute Anonymität aller Einsendungen.
Mails bitte an
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